Memories - Erinnerungen
Es ist für mich im Moment nicht einfach, Dinge zu tun, die ich sonst immer gerne tat. Mein Körper versagt mir sehr oft den Dienst. Meinen rechten Arm muß ich mit enormer Willenskraft dazu zwingen zu tun was ich will.
Wenn ich ins Bad gehe und die Wasserschale sehe, erfüllt es mir mit Trauer und einem tiefen Schmerz. Tarzan hat dort immer etwas ersoffen, sei es das Abflußsieb, eine Socke, irgendein Spielzeug mit dem er gerne spielte. Jedesmal wenn er trinken oder futtern ging und mit einem Spielzeug zu Gange war, ließ er sein Spielzeug nicht aus den Augen erließ es dann in die jeweilige Schale fallen und trank oder futterte. Mik hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das ersoffene Spielzeug seines Bruders dann wieder aus den Wasserschalen zu fischen. Manches ließ er jedoch da wo es war und ich durfte dann meine Socken, Papiertücher etc. aus den Schalen holen. Ich dachte einmal, daß ich froh wäre wenn es vorbei ist und er das nicht mehr macht, aber ich bin es nicht. Für mich ist es jetzt schmerzhaft jedesmal die Schalen ohne etwas darin vor zu finden...
Es sind die Kleinigkeiten die einem weh tun... Ich erinnere mich daran, daß ich seine Mutter darauf hinweisen mußte, das da noch etwas war, als Tarzan geboren wurde. Sie sah mich lange an. Erst als ich sie darauf hingewiesen hatte, beugte sie sich zu dem Jüngsten hin. Tarzan hat sie vor meiner Nase bekommen... Er war der ängstlichste aber auch der erste oben auf dem Schrank, aber wehe man nahm ihn auf den Arm, dann schrie er als würde man ihn umbringen wollen. Teiron und Mama kamen sofort angerannt und als sie sahen was los war, drehten sie sich um und paßten wieder auf die anderen auf. Teiron war ein wirkliches Sonderexemplar seines Volkes. Mama beschwerte sich als sie ihre Babys bekam und ich Tei vorsichtshalber aussperrte. Sie hatte sich vor die Tür gestellt und so lange für Tei gebeten, das ich aufstand und die Tür wieder öffnete und ihn reinließ, danach war Mama zu frieden und bekam ihre Babys.
Ein Freund war dabei, als Tarzan sich seine erste Beute (eine Socke von mir) schnappte, die quer durch die Räume schleifte und in der Wasserschale ablegte. Es war ein seltsames Bild, dieser kleine Kater, kaum laufen können, aber schon mal Waschbär spielen. Wir hatten - glaube ich gelacht - und Tarzan hatte es von dem Tag an immer getan. Es war undenkbar, das er mit diesem Tick jemals aufhören würde.
Nur nervte dieser Tick, wenn man sich frische Sachen zum Duschen hinlegte und man noch anderweitig beschäftigt war, dann in die Dusche kam und feststellt, das die Klamotten, die man eigentlich anziehen wollte, triefend naß waren... Junior war eben der Meinung, das sie noch nicht sauber genug waren :\, also Sachen wechseln und die nassen Sachen aufhängen. Aber die Babys hatten alle etwas gemeinsam: Sie gehorchten, waren sehr lebhaft und aufgeweckt, sowie äußerst wachsam. Mik kam sehr nach seinem Vater und beide waren fast unzertrennlich. Teiron war sehr wachsam und paßte immer gut auf seine Kinder auf. Er balgte mit ihnen, schmuste mit ihnen oder setzte sich auf die Fensterbank oder einem erhöhten Platz um die Krümmel im Auge zu behalten. Oft wenn ich zu ihm sah, wenn er mal wieder einen Blick auf seine Kinder warf, wirkte er nicht nur sehr zärtlich und liebevoll sondern auch ungemein stolz. Seine Babys waren sein stolz.
Mit der Zeit stellte ich so ein paar Vorlieben der Minis fest: Kartoffelschalen von gekochten Toffeln, Champingongs, Tomate und Salat (aber nur dann, wenn ich den gemacht hatte). Mik und Tei futterten sogar Chips Oo". Tarzan wollte immer Tee mit mir trinken, aber bitte nur aus der Tasse, aus der ich trank.
Wenn ich gegessen hatte, saßen die drei Herren so lange wie die Orgelpfeifen da, bis auch sie ihren Anteil abbekamen. Sie wußten genau, das sie ihren Anteil bekamen. Teiron machte dabei einem Dackel Konkurrenz.
Als er mal abhaute, bevor wir Nachwuchs hatten auf dem wie aufpassen mußten, wurde er von einem Raben in Schach gehalten, aber trotzdem habe ich ihn erst in der Nacht wieder bekommen. Ich hatte seine Schale nach draussen gestellt und einfach gewartet. Ich vertraute auf Artemis, der Göttin der Tiere und dieses Vertrauen wurde nicht enttäuscht.
Nach einem Umzug riß Teiron noch einmal aus und sein ältester Sohn wollte es ihm nach machen... Mik war ein wenig tollpatschig aber äußerst wachsam, was mich anging.
Mik ist mal im Vollspeed gegen ein Fenster gerannt und gegen einen Fernseher, auch rannte er mal eine Tasse Tee um, die auf dem Fußboden stand, als er seinen Bruder oder seinen Vater hinter jagte, sofort blieb er stehen drehte sich um setzte sich mit einem schuldbewußtsein neben mich das einem schmunzeln ließ. Er blieb so lange neben mir sitzen, bis ich den verschütteten Tee beseitigt hatte. Er hatte wirklich ein sehr schlechtes Gewissen. Ich streichelte ihm mehrmals über den Kopf und sagte ihm, das alles ok sei und das es mal passieren kann.
All meine Brüder waren auf ihre Art etwas besonderes. Tei, der in meiner Wohnung kam, als hätte er da schon immer hingehört und wäre nie woanders gewesen, sich über meine Schultern hängte, unter die Decke kroch und Nähe suchte, der auch mich auch 2x so schockte, daß ich mich von ab nicht mehr oben ohne ins Bett legte. Mik, der seinem Vater nach eiferte, wachsam war und ein wenig tollpatschig. Mik der immer wußte, wann ich in Gefahr war und meinen Körper dann weckte. Tarzan, der Junior der los zog meine Socke zu ersaufen und dann alles was zu ersaufen war hinter sich herzerrte. Auch wenn es ab und an nervte, es war ok. Tarzan, der seine Nase nie aus meiner Tasse voll Tee lassen konnte und sie auch gerne mal umwarf, nur um an den Rest zu kommen.. was schon für einige Überschwemmungen seinerseits gesorgt hatte.Tarzan, der immer mehr sah, als die anderen.
Ich habe bis zum Schluß versucht um Tarzans Körperliches Leben zu kämpfen, habe ihn gepflegt, mit der Hand gefüttert und mit einer Spritze Wasser gegeben... Ich habe ihn versucht warm zu halten, weil ich wußte, das es für ihn in diesem abgemagerten Zustand gefährlich sein kann, auch weil mir dazu geraten worden war von einem meiner Freunde. Ich habe die letzten Nächte im Flur auf dem Boden in der Nähe von Tarzan verbracht, der immer mal kurz durch den Bereich tapste, der ok war und dann von sich aus wieder in den geschützten Bereich zurück ging: das Bad.
Ich habe all meine Brüder geliebt und war mit ihnen verbunden. Kein Mensch wird je verstehen, was heißt mit einem Tier verbunden zu sein. Ich würde es nicht - wie die TA - als den Tieren hängen bezeichnen. Das ist schlichtweg falsch, ich bin mit ihnen verbunden, um sie zu verstehen, und zu spüren. Ich will mich hier aber jetzt nicht hinsetzen und einen Vortrag über: Wie ist es für jemanden wie mich mit einem Tier verbunden zu sein halten, das ist und wäre ebenso nicht richt, denn es geht keinen etwas an. Diese Verbindungen sind für mich lebensnotwendig, denn ohne sie wäre nicht in der Lage mein gegenüber zu verstehen. Bei einigen gehe ich nur kurzfristig diese Verbindung ein, bei anderen halten sie ein Leben lang oder darüber hinaus.
Meine Tiere, ich hatte mich oft gefragt wie es wohl wäre alleine zu sein, oder ob es nicht besser gewesen wäre, sie in gute Hände ab zu geben, aber .. Ich hatte vergessen, wie still es war, wenn ich nach Hause kam. Als Tei in mein Leben trat, hat er und seine Familie mein Leben mehr als bereichert. Ich weiß, daß ich oft geschmunzelt und lächenld den Kopf geschüttelt habe, wenn meine Herren mal wieder einen Bock geschossen hatten. Ich habe oft Kopf schüttelnd daneben gestanden und die Hand vors Gesicht gelegt, frei nach dem Motto: das sehe ich jetzt nicht.
Mir werden die langen Diskussionen mit Tei und Mik fehlen, vor allem mit Teiron. Dieser Kerl kannte die Regeln, aber er versuchte oft seinen Kopf durch zu setzen, aber er gab dann auch gerne wieder nach. Er diskutierte gerne mit mir, bzw. er versuchte es immer wieder gerne, obwohl er wußte, das sich da nichts ändern würde.
Tei war clever, er wußte vieles und auch, wie man einen Schrank aufmachte...
Wer mir sagt oder erzählen will, das Tiere dumm wären und nur der raffgierige, erdvernichter dersich Mensch nennt, kann ich nur milde lächeln und schreibe dazu: Nicht die Tiere sind dumm, sondern jene, die sie für dumm halten. ^_- und mal ganz ehrlich? Die Zweibeiner (Menschen) sind wirklich dümmer als Stroh, das beweisen sie immer wieder... Deswegen sind mir die Tiere auch lieber, als die mißratenen Zweibeiner.
Meine Tiere sind und waren mir immer wichtiger als alles andere auf diesem Planeten und ich weiß, was ich ihnen zu verdanken habe. Sie habe oft sehr viel für mich abgefangen und sehr viel ertragen. Sie haben mich oft geschützt und waren auf ihre Art immer für mich da. Und ich habe versucht für sie da zu sein und sie so lange es geht zu beschützen, aber am Ende habe ich versagt und all meine Bemühungen ihr Leben zu retten vergebens.
Es ist erschreckend, wie schnell 6 oder 6 1/2 Jahre innnerhalb weniger Stunden/Minuten ausgelöscht werden, wie schnell ein Leben entschwindet und ich kann nicht nachvolziehen, wieso man den Zweibeinern einen Akt der Gande verwehrt, den man den Tieren gewährt? Wieso sind Zweibeiner bei Tieren gnädig, aber bei ihresgleichen nicht? Wohl ein kleiner Hang zum Sadismus, hä? Nein, das hat nichts mehr mit der Würde der Zweibeiner zu tun, wenn da jemand mit Morphium zu gedröhnt wird nur damit derjenige die Schmerzen nicht mehr spürt, aber nicht sterben darf, weil bla bla, aber einem Tier gewährt man die Gnade? Es ist wirklich eine Ironie, das bei den Zweibeiner dieser Akt der Gnade und MENSCHLICHKEIT Moral und Ethik als vorgeschobener Grund gilt, diesen Akt nicht zu gewähren und das UNHEILBAR kranke Wesen weiter leiden und mit Drogen vollpumpen zu lassen, aber die gleiche moralische und ethische Einstellung dazu beitragen, das den Tieren diese Gnade erwiesen wird...
Mir ist es lieber, dem Tier erweist man diese Gnade als den Zweibeinern... Schon irgendwie Schizophren, oder nicht?
Ich habe, als Mik starb, noch nie einen Arzt so schnell handeln sehen wie in diesem Fall, meine Hand war auch noch nie so schnell zwischen einer nicht realisierten Spritze und meinem Bruder. Ich habe mich gefragt was ich mir wünschen würde, wäre ich an der Stelle meines Bruders... Also ließ ich es zu... Bei Tarzan war es das Gleiche, nur das Tarzan selber entschieden hatte zu sterben. Diese Entscheidung hatte er mir bereits in der Nacht abgenommen. Er hatte entschieden und ich erfüllte seinen Wunsch. Es war besser so, als das ich dazwischen stand und zu sah wie er weiter litt... Er war mein Bruder und als seine Schwester hatte ich eine Verantwortung für ihn, die ich noch nicht mal in Worte kleiden kann. Ich ließ nur geschehen, was er selber "angeordnet" hat.
Wenn ich ein Wesen, egal ob Zweibeiner oder ein Tier, wirklich Liebe, dann sollte ich alles erdenkliche tun und im Sinne desjenigen handeln, den wir beschützen und lieben. Moral und Ethik sind da nur vorgeschobene Gründe, sich der Verantwortung zu entziehen,die wir für jene haben, die wir lieben. Wenn wir wirklich von ganzen Herzen jemanden lieben, dann sollten wir auch dazu beitragen, das dieser jemand nicht leiden muß! Wir sollten überlegen und uns in die Position desjenigen versetzen den wir doch angeblich so lieben. Verlängern wir sein Leiden oder lassen zu, das es endet, damit er/sie/es nicht noch mehr leiden muß? Was, ist die wahre Liebe? Das sollte sich jeder selber fragen. Ich wußte schon vor Wochen, durch meinen mentalen "Versprecher", das ich Tarzan verliere, und doch habe ich gehofft und gekämpft, mit ihm zusammen. Aber am Ende, habe ich mich SEINER Bitte und SEINER Entscheidung gebeugt. Welches Recht habe ich, mich darüber hinweg zu setzen? Er ist ein Individuum, wie viele andere Lebewesen auch, welches Recht.. Ich frage euch, welches Recht habe ICH, mich über die Entscheidung meines Bruders hinweg zu setzen? WER ermächtigt mich dazu, mich über seine eigene Entscheidung hin weg zu setzen, nur um ihn am Leben zu halten?
Das Leben ist kostbar, sicher, aber wirklich um jeden Preis?
Die Zweibeiner sind nicht menschlich, sie sind noch immer im finsteren Mittelalter und noch immer nicht aus der Steinzeit heraus, denn hätten sie längst erkannt...
Auch wenn es schwer fiel, ich habe auf sein Zeichen gewartet. Als er sich hinlegte, wußte ich, das er sich nur noch hinlegte um zu sterben...Ich war und blieb bei ihm.. er starb in meinen Armen... Als er die Narkose bekam und ich ihn atmen hörte wußte ich, wie schlimm es um ihn stand... Es war sehr bitter... aber welches Recht hatte ich, mich dazwischen zu stellen und gegen seinen Willen zu handeln?
Ich weiß, das die drei zusammen sind und das sie immer bei mir sein werden, auch wenn es sehr weh tut. Seltsamerweise habe ich sehr viele Bilder im Kopf, die mich daran erinnern wie Tarzan war... Er mochte es nicht, bis zu dem Moment, wo er die Tablette bekam, an den Pfoten berührt zu werden und auch nicht auf den Arm genommen zu werden. Er mochte es gekrault zu werden und meckerte immer wenn es Futter gab, als würde es dadurch schneller gehen...Manchmal habe ich den Wunsch gehabt, Tarzan sein Mund aus zu waschen, von mir hatte er diese Aussprache eindeutig nicht...
Wenn ich jetzt morgens aufwache ist es hart. Es ist so still und leer hier. Und ich quäle mich nur noch durch den Tag. Ich komme mir vor (oder bin es) als wäre ich von den ganzen Ereignissen ziemlich betäubt. Tarzan ist nur 3 Monate älter als sein großer Bruder geworden. Ich hatte mir gewünscht, das er mich noch lange begleitet, ich hatte allen noch so viel zu geben, auch wenn es mich ab und an doch ziemlich Nerven gekostet hatte. Aber, ich bereue keine Minute. Ich bedauere nur, das ich das Leben meiner Brüder nicht hatte retten können. Vielleicht, kann ich es irgendwann wieder gut machen.. Vielleicht, aber dazu muß ich erst mal selber wieder zu Kräften kommen und mich selber wieder finden. Was nicht gerade einfach ist...
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