In eigener Sache

Dieser Blog ist „ein Schrein“ für meine kleinen Geschwister, meine Familie und mir heilig!
Dies bitte ich grundsätzlich zu respektieren und zu akzeptieren. Vielen Dank.
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Ich gebe jedem die Möglichkeit, diesem Blog zu folgen; auch wenn hier nur alle paar Wochen/Monate/Jahre ein Post geschrieben wird; aber mehr auch nicht! Ich schütze diesen Blog, wie ich meine Geschwister beschützt habe!
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Anubis

Anubis betrachte ich nicht als Werbung, sondern als Hilfe & Unterstützung für alle die so denken wie ich & ihre vierpfotigen Begleiter als das sehen, was sie sind (und nicht wollen, das ihre Begleiter als Seife enden): eigenständige Wesen mit eigenem Charakter und Willen.

Samstag, 11. Juli 2020

Klinge im Herzen

Ich versuche es Maus. Ich versuche damit klar zu kommen, es irgendwie zu verarbeiten, daß … daß Du nicht mehr körperlich bei mir bist. Daß wir um 3 Jahre betrogen wurden. Ich schaffe es nicht! Mein Herz ist dem Wahnsinn nahe, mein Verstand kriegt es nicht realisiert. Es ist zerrissen und … Immer wieder, denke ich an die letzten Tage, die uns noch geblieben waren. Die Tage, an denen Du durch meinen Raum stampftest und mich mit einem Blick ansahst, der … den Du immer hattest, wenn ich mal eben einen Ausraster hatte und Dich aus meinem Raum zu deiner eigenen Sicherheit verbannte; du ihn dann wieder betreten konntest ohne jede Gefahr für dich. Die letzten Augenblicke, in denen ich nichts anderes tun konnte, als für Dich da zu sein, es zu versuchen! Ich konnte nichts tun! Nur dich auf meinen Schoß festhalten, dir zeigen, daß ich da bin. Ohnmächtig, verzweifelt zusehen wie du kämpftest und ich rein gar nichts tun konnte.
Ich kann es nicht, Jesse. Ich komme damit nicht zu recht. Ich kann es nicht verarbeiten, noch realisieren, was da wie geschehen ist. Nicht verstehen oder nachvollziehen, wie es so weit hatte kommen können. Ich hätte dich beschützen sollen und müßen! Wieso tat ich es dann nicht? Wieso … ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Diese Wohnung war für euch sicher gemacht. Hier war nichts mehr, was euch hätte gefährlich werden können … Bis ich einen Fehler machte und der Bitte meiner Haushaltshilfe nachkam. All die Jahre wurde ein anderes Spülmittel verwendet.
Ich klage nicht nur mich, sondern auch Procter & Gamble und all die verfluchten Firmen an, die ihre Reinigungsmittel nicht sicherer machen – nicht nur für den Nachwuchs dieser Rasse voller Monster und Bestien, sondern auch für alle Fellnase die zu dem Haushalt gehören! Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, das sie das Zeug trinkt. Ja, sicher weiß ich es nicht, weil ich sie nur einmal davon abgehalten habe, ihre Nase in ihre Schale zu tauchen, aber ich kann mir einiges zusammen reimen. Ich kann mir das weder verzeihen, noch vergeben! Wieso nur glaubte ich, sie würde da nicht dran gehen? Weil sie es all die Jahre nicht getan hat, sogar die Nase gerümpft hat? Was ist bei dem verfluchten Spülmittel anders gewesen? Später fiel es mir wieder ein, was meine ehemalige Haushaltshilfe dazu gesagt hatte: „Es riecht so lecker.“ War es das, was dich nicht davon abgehalten, mutmaßlich da draus zu trinken? Was es auch war, ich bin mit schuld! Das war ein Fehler, den ich nie wieder machen werde!
Ich bin wütend. Wütend auf mich selbst, wütend auf Procter & Gamble und verzweifelt. Ich erlebe immer wieder diese kurzen und doch langen Augenblicke, in dem dein Körper kämpfte und schließlich mit deinem erschlafften Kopf auf meinem Arm endete. Der kurze Augenblick in dem ich dem Irrglauben erlag, du hättest den Kampf doch gewonnen. Der Moment der Erkenntnis, des Begreifens … und doch des nicht Wahrhabenkönnens.
Ich erinnere mich, wie Mik und du nach hinten rannten. Wie du kurz stehen geblieben warst, mich ansahst und ich Teiron in meinem Kopf hörte und du dann deinem Sohn folgtest. Erinnere mich an Teirons qualvollen Tod, er versuchte noch einmal nahe bei mir zu sein, bevor sein Körper an den schweren inneren Verletzungen verstarb und ich seine Hülle noch sinnlos zu der ehemaligen Ärztin trug und wieder zurück ging, mit Tränen die nicht aufhörten.
Ich erinnere mich an Miks ebenso qualvollen Tod und meinen vergeblichen Kampf um sein Leben. Der rettende Katheter kam 24 Stunden zu spät. Erinnere mich, wie ich schützend meine Hand über seinen sterbenden Körper hielt, ohne zu sehen, was die Ärztin vor hatte. Erinnere mich an mein Versagen, nicht auf meinen Instinkt gehört und auf einer Blutuntersuchung bestanden zu haben, bevor Tarzan das Mittel für sein Herz erhielt, das ihm den Tod brachte.
Ich erinnere mich kaum an die Jahre danach, an meinem Tanz am Rande des Wahnsinns. Ich erinnere mich jedoch, das du nicht bereit warst mich aufzugeben. Du hast deine Weise um mich gekämpft, wie ich da drum von dem Rande des Wahnsinns loszukommen. Es hat viele Jahre, und sehr viel Kraft gebraucht. Als ich es endlich geschafft hatte, kam der nächste Schlag, der dich dazu brachte, mich zum ersten Mal seit dem du bei mir bist, im Schlaf aufzufinden und mich fragtest wann ich zurück kehre. Ich erinnere mich an deine Unsicherheit, deine Sorge und Furcht. Du hattest Furcht mich zu verlieren! Bis ich dich nach 2 Wochen und 3 Tagen wiedersah, hatte ich diese von mir notierte Begegnung verdrängt. Erst als ich dich wieder sah, wurde mir bewußt, wie sehr du um mich gefürchtet hast, und da drum mich zu verlieren. Ich erinnere mich, wie fürchterlich dein Körper aussah, wie ungepflegt und rauh dein Fell war. Wie sehr … Ich begriff etwas, daß ich nicht in Worte kleiden werden und kann. Ich entschloß mich, dich nie wieder alleine zu lassen, nicht solange jedenfalls.
Ich erinnere mich, daß du nach meiner Rückkehr aus dem KH zum ersten Mal etwas tatest, was Du vorher nicht getan hattest: ich hatte die Beine angewinkelt, damit es nicht so weh tat, du stiegst von der Rückenlehne des Sofas auf die Knie und legtest dich schließlich auf sie. Wenigstens war ich da mal geistesgegenwärtig und machte sofort Fotos davon. Das war etwas, daß ich unbedingt in Erinnerung behalten wollte. Danach, suchtest du mehr und mehr meine Nähe. Du legtest dich mittig auf meinen Körper, nahmst eine Hand in Beschlag; welche war dir egal, Hauptsache es gab eine körperliche Nähe; und schliefst dann gerne auf meinem Körper, mit einer Hand als Kopfkissen oder einfach zum Anlehnen. Das waren Momente, von denen ich weiß, daß ich Dankbarkeit verspürte. Mußte erst so ein „Unfall“ wie ein Bandscheibenvorfall geschehen, damit wir so nahe sein konnten, wie es mit Teiron und Mik war?
Ich erinnere mich, wie behutsam du immer mit einer Kralle sehr, sehr vorsichtig meine Nase berührtest um mich zu wecken. Du warst ohnehin so unglaublich vorsichtig und da drauf bedacht, meinen Körper nicht zu verletzen, obwohl ich dir signalisierte, daß es in Ordnung ist. Ich erinnere mich, daß Teiron nach Herzenslust und mit aller Kraft mit seinen Hinterläufen gegen die Hand trat, wenn ich sie ihm mit dem Handschuh hinhielt. Er wußte sofort: Freibrief! Und er nutzte ihn. Mit den Vorderpfoten umfaßte er die Hand und mit den Hinterbeinen ab dafür …
Ich erinnere mich, wie besorgt du warst und immer auf meinen Körper aufgepaßt hast, wenn er unter der Dusche war. Auch, wenn du das die erste Zeit mit dem Futterball tarntest. Ich erinnere mich, wie sehr du dich gefreut hast, als ich dir deinen Stuhl hoch gebracht habe. Diese unbändige Freude und das sofortige Verstehen und Wissen, daß das deiner ist. Das dieser Stuhl ganz alleine dir gehört. Ich habe sehe mir die Fotos davon an, und muß leise lächeln, mit dem feinen Schmerz in meinem Herzen.
Ich erinnere mich, an unseren Disput, den wir auf Katzenart klärten. Wie sich dann bei dir sichtbar etwas änderte. Du hörtest auf, grundlos nach mir zu schlagen. Ja, du tatest es noch, aber dann ohne meinen Körper dabei zu verletzen. Es ging dir nur da drum mir zu zeigen, daß es gut war.
Ich erinnere mich, als der Spiegel in unseren Haushalt kam. Erinnere mich, wie du dich davor gesetzt hast und alles genau untersuchtest, miteinander abgeglichen hast. Die Momente, wenn ich aus meinem Raum kam, und du vor dem Spiegel gesessen hast und dich über ihn mit mir unterhalten hast. Sich an dich anschleichen war mit dem Ding einfach nicht mehr möglich. Auch an dem Spiegel hattest du sichtbar deine Freude. Und doch trübt eine andere Erinnerung mein Herz. Ich erinnere mich, wie ich dich auf mein Bett, der Schlafsack war schon ausgelegt. Du hattest dich hingelegt und lang gemacht. Ich sah, wie du eine tiefe Nase von meinem Geruch aufnahmst, sah die Traurigkeit, die uns beide seit dem Freitag begleitet hat. Ich erinnere mich, wie wir zurück kamen, du in dein Zelt verschwunden warst, ich in die Küche ging, weinend in der Tür stand und du aus dem Zelt wieder hervor kamst und demonstrativ: „Hey! Ich bin noch hier!“ Ich weiß, es ist trotzdem so schwer. Ich habe dich sofort verstanden. Ich wußte es immer genau. … Du wolltest wieder runter unter das Bett, ich hielt dich davon ab, und legte dich behutsam auf meinem Schoß, wo ich ein Handtuch ausgebreitet hatte, die Spritze mit der pürierten Nahrung bereit. Erinnere mich, wie ich in den vergangenen Tagen unermüdlich einen Weg zu finden suchte, wie ich dich doch retten hätte können, auch wenn ich deine Entscheidung bei deiner Ärztin akzeptiert habe. Ich mußte es, denn ich habe dir nie meinen Willen aufgezwungen. Du bist von dir aus zu einem wunderbaren Wesen geworden. Ich habe dir nie wirklich etwas beigebracht. Das war bei euch allen so. Bis auf bei Teiron, der gerne von dem Teller stibitzte, wenn man mal gerade nicht da war. Du und eure Söhne hingegen, rührtet das Essen auf dem Tisch nicht an. Ihr kamt auch nie in die Küche, wenn ich dort kochte. Ihr verstandet sofort so vieles, von dem ich euch nie auch nur im Ansatz etwas beigebracht hatte. Außer auf eines: auf Pfiff zu hören und zu reagieren. Nur blöd, daß wenn ich nach dem einen Pfiff, auch alle anderen kamen.
Diese letzten Augenblicke. Deine Weigerung, dein sanftes wegschieben meiner Hand und schließlich in aller Deutlichkeit, bei einem weiteren Versuch dir das Essen zu verabreichen: „Nein!“ und ein energischeres wegschieben meiner Hand und der da drauf folgende Kampf deines Körpers. Meine Ohnmacht, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Was hätte ich tun können? Wie dir helfen? Die schwerste aller Entscheidungen war es, dich gehen zu lassen. Nicht weiter zu versuchen, deinen Körper zu reanimieren, obwohl meine linke Hand immer noch den Brustkorb deines Körper massierte, die zuerst spürte, daß es vorbei, der vergebliche Kampf verloren war, weil weder Herz noch Atmung zu spüren waren. Es war …
17 Jahre warst du an meiner Seite. 17 Jahre an die ich mich kaum erinnere. 17 Jahre und eine Menge Fotos. Deine Stimme zu hören, die SaA aufgenommen hat, wenn mein Körper schlief … ich ertrage es nicht! Es zerreißt mein Herz und treibt die feine Klinge nur noch tiefer. Immerhin verstehe ich jetzt diese ganzen Bilder und Tattoos mit den blutenden Herzen, die jetzt Sinn für mich machen.
Duschen kann ich nicht mehr, weil ich … … es fühlt sich falsch und unbeschreiblich an. Also bleibt mir nur Improvisieren. Hygiene fällt jedenfalls nicht flach, wie in den letzten 72 Stunden vor … dem …
Ich erinnere mich, daß Du eine Woche vor deinem körperlichen Tod doch noch zu einer Diebin wurdest, und die Packung mit deinen Lieblingssnacks klautest, sie aufgerissen und bis auf einen alle verputzt hast während mein Körper schlief, was mich sehr erstaunt hatte, denn das hattest du bis zu diesem Tag nie getan. Wir hatten immer das Ritual, daß du kurz vor dem Schlafen legen meines Körpers deine Snacks erhieltest. Hattest du alle erhalten, hüpftest du von dem Bett und gingst rüber zu einem deiner Schlafplätze, bis mein Körper dann dabei war aufzustehen. Du wußtest immer, wann es soweit war, und beschlagnahmtest meinen Körper oder kamst mitten im Schlaf an um mit meinem Körper zu schlafen. Ich hätte nie gedacht, das du irgendwann so eine Nähe zu mir aufbauen würdest, doch vielleicht lag es auch an mir. Nicht nur vielleicht. Es lag an mir. Nach der 3fach Tragödie war ich einfach nicht mehr in der Lage. Ich konnte nicht. Ich machte mir Gedanken da drum, was geschehen würde, wenn ich dich zuließe und du dann auch innerhalb der Zeit gehen würdest? Du hattet mit deinem Vorwurf den du mir mit Heart over mind deutlich vorgeworfen hast recht. Aber, ich habe mich geändert. Wenn auch erst, nach dem „Unfall“ und den langen KH Aufenthalt. Ich dachte immer, du würdest mich meiden, doch es war umgekehrt der Fall: ich mied dich um mich vor noch mehr Wahnsinn zu schützen! 3 Verluste innerhalb von 13 Monaten warn mehr, als ich ertragen konnte. Dir selber schien es nicht auszumachen, das unsere drei Herren nicht mehr da waren.
Die Packung habe ich behalten und mit auf den Altar vor dein Bild gelegt. Die letzten Spuren, die davon zeugen, das du hier gewesen bist – ich habe sie alle bewahrt und werde es auch weiterhin tun.
Ich erinnere mich da dran, daß ich mich um andere 3 Herren im selben Haus kümmern mußte und die Tür zu unserer Wohnung immer ein wenig für dich offen ließ. Ich erinnere mich, daß ich eines Tages von der Versorgung wieder zurück die Treppen hoch kam und du dort vor der Wohnungstür auf der Fußmatte gesessen und auf mich gewartet hast. Nein, du wurdest zu einer Wachkatze, die da drauf achtete, daß außer mir niemand einfach in die Wohnung kam. Du warst es auch, die sich vor die Wohnungstür setzte und mich maunzend da dran erinnertest, daß es da noch etwas gab. Daß ich noch 3 weitere Fellnasen zu versorgen hatte.
Das du dort gesessen hast, hat mich verblüfft und ja, es hat mich erstaunt. Was ein absoluter Seltenheitsfall ist. Tiere schaffen es, diese Monster und Bestien jedoch nicht. Ja, ich erinnere mich an einiges, wenn auch nicht an alles. Doch all diese Erinnerungen werden von dem Schatten der Art deines Sterbens getrübt. DAß war es nicht, was ich für dich wollte! Ich wollte, das du, dein Körper friedlich einschläft, aber nicht so! Nicht auf diese Art! Nein, nicht so! Nicht so!
Ich versuche es Jesse, aber ich kann nicht! Ich komme damit nicht zurecht, auch wenn es – der Aussage deiner Ärztin nach – so sein sollte, ich kann das nicht verarbeiten.
Ich glaube, daß ich jetzt auch weiß, wieso ich Tarzan für seinen Vater und deinen Gefährten mit auf den Weg gab, daß ich dich nicht lange überleben werde. Nicht nur, daß es für mich hier nichts und niemanden mehr gibt, sondern auch, daß der Schmerz über die Art deines körperlichen Todes zu viel für mich ist. Da nützt mir auch mein Wissen nichts, daß der körperliche Tod nicht das Ende ist. Das kollidiert hier ganz fürchterlich mit dem Verstand und dem Gehirn, die beide das alles nicht verarbeiten können. Erschwerend kommt noch hinzu: ich bin alleine. Ich kann nicht sprechen. Ich habe keinen der mich auffängt. Aber, ich will auch keinen hier haben. Ich brauche keinen, der mir dabei zusieht, wie mir die Tränen über das Gesicht laufen, wie ich versuche zu schreien und es doch nicht kann. Wie ich versuche meinem Schmerz Geltung zu verschaffen, aber … nicht kann, weil ich befürchten muß , das wieder die Cops auf der Matte stehen. Der Schaden der angerichtet wurde, ist irreparabel! Es wird sich nach innen richten.
Manchmal ramme ich mir in Gedanken den Kopf vor die Wand, hilft zwar nicht, aber so geht geht es mir. Nur, wer macht dann die Sauerei dann weg oder wie erkläre ich meinem Vermieter das Loch in der Wand, das mein Kopf geschaffen hat?
Meine Neurologin fragte mich kürzlich, was mir helfen würde oder etwas in der Art. Genau genommen weiß ich es nicht. Doch eigentlich müßte ich hier für eine Weile raus, denn egal wie ich mich drehe und wende, immer wieder denke ich an dich. Ich weiß genau, was du wie wann wo getan hättest. Ich weiß, daß du kurz vor der Heia aus deinem Raum gekommen wärst, dich direkt vor die Fußleiste gesetzt und genau dann mit mir geredet hättest, wenn ich die verfluchte Zahnbürste im Mund hatte und unfähig war zu antworten, oder du wärst gleich durchmarschiert mit schweren, festen Schritten und hättest es dir schon einmal auf dem Bett gemütlich gemacht. Nur um dann halbherzig zu protestieren, wenn ich dazu kam, was dann überging in deine bestimmte Art dich vor mir zusetzen und auf die Snacks und Streicheleinheiten zu warten. Ihr alle ward und seid etwas besonderes. Jeder von euch auf seine Art. Ihr ward und seid meine Familie! Die einzige Familie, die ich hatte und für mich über alles stand! Ihr habt mich gewählt, so wie ich euch wählte. Ich bin die letzte! Ich bin die, die zurück gelassen wurde! Doch besser so, als anders. Nein, du solltest mich auf keinen Fall überleben. Ich habe in den letzten Jahren meinen Körper immer wieder gezwungen, mir zu gehorchen und weiterzuleben, obwohl er schon so oft hatte aufgeben wollen. Nicht vor Jesse! Ich wollte nicht, das du noch einmal durch so eine Hölle wie in den 2 Wochen und 3 Tagen gehen mußtest. Du wärst da dran zerbrochen. Ja, anders sieht es nicht besser aus! Dein Tod in meinem Armen hat mich gebrochen! Das war und ist mehr, als ich ertrage und verkraften kann. Hätte ich das Geld, ich würde – auch wenn es eine Flucht ist – für 3 Wochen nach Norderney auswandern. Würde, hätte, könnte, wollte.
Da ist so vieles, was mir eingefallen ist, was ich hätte anders oder überhaupt noch hätte machen können. Wie oft wärst du noch in meiner Nähe gewesen, hätte ich mich mehr auf dem Bett aufgehalten? Du hättest bei mir gelegen, protestiert, wenn ich Tee/Kaffee geholt oder mal wohin gemußt hätte und wärst mir dann gefolgt, hin und zurück – nur um sicher zu gehen.
Ich hätte die Schlafseite ändern müssen, so wie es jetzt der Fall ist, weil ich nicht in der Lage bin, das Bettdeckenzelt abzubauen. Ich schlafe im Schlafsack und habe jetzt eine Art Tagesdecke auf meiner Seite. Du hättest definitiv dort geschlafen. Deine Stelle, wo du immer gelegen und geschlafen hast bleibt – bis auf während des Schlafes – auch jetzt noch frei. Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. So viel, da ist noch so vieles, was ich dir habe geben wollen. So vieles … was ich für dich hatte machen wollen. Die für dich angelegten Listen, habe ich auch immer noch nicht fertig gebracht zu löschen, außer bei zooplus, die diese grausame … mit erleben durften/mußten. Daß ich einen gewaltigen Fehler gemacht habe, als ich dich um deinen Lieblingsplatz hinter mir gebracht hatte, fiel mir erst zu spät ein. Ich hätte dir das verfluchte Medikament an einem anderen Ort geben müssen, nicht hinter mir. Dumm. Ich war so unendlich dumm! So … 3 Jahre! 3 Jahre um die wir beide betrogen worden sind. 3 Jahre, die du noch hättest an meiner Seite und ich an deiner hätte sein sollen. 3 Jahre!
Seit deinem Tod höre ich kaum etwas anderes als, das Lied, das du für deinen Tod zum sterben gewählt hast. Ich versuche zu verstehen, was du mir damit sagen wolltest, doch außer beschützen, verstehe ich nicht eines von „Quand j'ai peur de tout“. Irgendwie will sich auch keiner finden lassen, der mir den Text übersetzt, stattdessen bin ich jetzt noch über ein anders gestolpert,, daß ich so verdammt gut nachvollziehen kann: es ist aus dem Anime Lost Song „Song of Destruction“. Diese Szene in der Folge 7 Song of Mortality und was da drauf folgt, kann ich nur all zu gut nachvollziehen. Ich; wenn ich es beschreiben oder erklären müßte; würde schreiben, es paßt wie Faust auf Auge. Japanisch verstehe ich jedoch ein wenig besser, als französisch, wenn auch auf eine Art, die ich selber nicht erklären oder gar verstehen kann. Doch jedes Lied, daß ich im japanischen wählte, ohne die deutsche Übersetzung zu haben, traf im Nachhinein immer, egal in welchem Kontext. Auf irgendeine Weise verstehe ich, ohne zu verstehen. Ich sah nur die Szene, las noch nicht einmal den Untertitel und verstand sofort. Es erklärt im Moment – glaube ich – sehr gut, wie es mir geht etc. Mehr als diese Schlüsselszene bedarf es nicht.
Solange niemand persönlich vor mir steht und mir in mein Gesicht sagt, daß ich ihm/ihr/es wichtig bin und es auch so wirklich so meint, nicht nur in diesem Moment, werde ich noch nicht einmal im Ansatz in Erwägung ziehen, mein Versprechen auszusetzen. Ich will nur noch eines: nach Hause! Zu meiner Familie! Ich werde unendlich dankbar und erleichtert sein, wenn es endlich vorbei ist und ich nach Hause kann. Denn das ist alles was ich will: nach Hause!
Suizid, dem Körper absichtlich Schaden zufügen, ist absolut abwegig und kommt nicht in Frage! Denn, auch wenn es mir mittlerweile zuwider ist und ich es kaum erwarten kann, nach Hause zu meiner Familie zu gehen: ich achte das Leben, auch das dieses Körpers! Was auch heißt, daß ich auf ihn achte und nicht fahrlässig handeln werde! Bis der Tag gekommen ist, werde ich diesen Schmerz und diese Schuld ertragen, diese Klinge, die tief in mein Herz schneidet, mit den Vorwürfen die ich mir (zu recht?) mache leben und irgend wie versuchen damit umzugehen, auch wenn es zu viel für mich ist. Diese letzten 72 Stunden … die Verzweiflung, die Ohnmacht, die Hilflosigkeit… all das wird mich bis zu dem Tag begleiten, an dem ich endlich nach Hause kann und zu meiner Familie zurückkehre. Meiner einzig wahren Familie, die mich genommen hat, wie ich bin. Mir ihre Liebe ohne Vorbehalte gab. Wer hat eigentlich wen adoptiert? Stellt sich diese Frage wirklich? Nein, denn dann hätte ich keine so wundervolle Familie (gehabt). Doch das Ableben von allen … hat eine Art Trauma hinterlassen. Nur, wer schon einmal erleben mußte, wie jemand in den eigenen Armen starb und nichts tun konnte, wird es vielleicht verstehen. Verstehen, welch einen Unterschied es macht, wie jemandes Körper in den eigenen Armen stirbt oder friedlich einschläft. Ich weiß es nur zu gut. Auch, wenn es sehr lange her ist, erinnere ich mich, wie es das erste Mal war, als meine Schwester in meinen Armen starb und ich unfähig war sie zu heilen. Ich erinnere mich, was ihr Sterben in mir auslöste und zu welchem Ergebnis das letztendlich führte. So ähnlich ergeht es mir mit Jesse. Und wieder war ich nicht in der Lage etwas zu tun. War ich nicht in der Lage, die zu beschützen, die mir so wichtig war. Ich konnte nichts mehr tun, nur da sitzen, versuchen dich zu unterstützen, zu zeigen ich bin da … doch was hat all das am Ende gebracht? Ich konnte nichts tun. Dir in keiner Weise helfen. Nur ohnmächtig, hilflos und voller Verzweiflung zusehen, wie der Körper meiner kleinen Schwester den Kampf verlor und in meinen Armen verstarb. Das ist etwas, was man nicht so einfach vergißt, mir sehr schwer zusetzt. Ich kann es nicht, ich kann damit einfach nicht umgehen. Egal, wie sehr ich es auch versuche, es geht einfach nicht. Jesse … vergib mir! Vergib mir. …
Noch immer stelle ich dir Futter hin und lege dir kurz vor dem Schlafen deine Snacks vor dem Bettdeckenzelt, deinen Fotos, wechsle alle 4 Tage das Wasser, nur das Katzen WC mache ich nicht mehr. Ich rühre das in meinem Raum auch nicht an. Dort sind die letzten Spuren, die du kurz vor deinem körperlichen Ableben hinterlassen hast, nach dem ich dir meine Stärke für deine Schwäche angeboten habe, damit du das verläßt. Du sahst mich nicht, sondern irgend etwas auf der anderen Seite der Abdeckung. Nachdem ich dir meine Stärke bot, fandest du wieder die Kraft um das WC zu verlassen, damit ich dich auf das Bett heben konnte, bevor wieder da drunter verschwandest.
Ich will schreien, kann es aber nicht. Alles was mich verläßt ist ein stummer mentaler Schrei. Ja, die Folge 7 trifft es verdammt gut. Besser geht es glaube ich nicht. Ich würde gerne raus gehen, weinen und schreien, meinen Schmerz einfach raus lassen, aber mitten in der City … werden die Cops wohl nicht lange auf sich warten lassen. Wie sollten sie auch verstehen? Wie sollen sie verstehen, was es bedeutet, wenn man eng mit einem anderen Wesen (egal welcher Art) verbunden ist und wenn dann geschieht, was geschehen ist? Ich kann mich nur wiederholen. Ändern tut es nichts. Es ist geschehen und ich kann damit einfach nicht umgehen. Einfach raus, irgendwo hin wo kaum einer ist, mit jemanden der versteht und nachvollziehen kann, wie es mir geht … der da ist. Da dran zerbrochen bin ich ohnehin schon …
So lange, wie ich um dich trauere, solange wird ein Grablicht in deinem Lieblingsfenster für dich brennen. Du hast diesen Respekt und diese Achtung mehr als verdient! Jeder soll wissen, daß hier jemand besonderes/wichtiges gegangen ist.

„Wer eine besondere Gabe hat, die andere nicht haben, der empfindet auch einen besonderen Schmerz, den anderen nicht empfinden.“ Kuzanagi-san X/1999


Mittwoch, 29. Januar 2020

Jesse – † 26. Januar 2020

Ich erinnere mich noch gut, wie Jesse und ich aufeinander trafen. Ich hatte für Tei einen Spielgefährten gesucht, da ich zu der Zeit sehr oft unterwegs war, und nicht wollte, das er alleine war. Ich hatte eine Annonce gelesen und mit der entsprechenden Person kurz darauf telefoniert. Da wurde nichts von Geld gesagt...
Als ich dorthin kam, kam die Mutter des Wurfes und die Tiger stromerten herum. Ich erklärte, das die Katze, der Kater mich aussucht und nicht umgekehrt. Und genauso war es. Ich hatte mich hingehockt und die Tiger mich beschnuppern lassen, aber bis auf dieses schwarze kleine Wollknäuel hatte keiner von denen an mir Interesse. Sie sah es als Versteck an zwischen meinen Beinen zu kauern und zu lauern. Als Mama kam waren alle, bis auf das schwarze Fellbündel bei Mama. Das schwarze Fellbündel tat alles um meine Aufmerksamkeit zu erregen, und die bekam sie. Ich erkannte, das es mich meinte. Also war die Entscheidung gefallen.
Die ersten paar Tage, blieb ich da. Teiron war erst mal nicht sonderlich begeistert darüber, aber nach 3 Tagen waren die beiden ein Herz und eine Seele.
Da ich zu doof war heraus zu finden welches Geschlecht das schwarze Etwas hatte, hatte es erst einmal eine Zeit keinen Namen. Bis ich einen Namen fand, der für beide Geschlechter passend war: Jesse.
Während Tei der notorische Ausreißer war, begnügte Jesse sich damit, in der Wohnung zu bleiben und am Fenster das Katzenkino zu genießen. Büxste Tei aus, saß sie am Fenster und sah ihm ein wenig irritiert hinter her, machte aber keine Anstalten ihm zu folgen. Im Gegensatz zu ihrem Mann, konnte ich bei Jesse das Fenster ohne Probleme weit auflassen.
Als Jesse rollig wurde, war es für mich ein wenig befremdlich und ich mußte mich erst mal bei einem TA erkundigen woran ich erkenne, was das nun ist. Die amüsierte Erklärung war: Ihre Katze ist rollig... Und Tei war dann auch fleißig und wurde zur Belohnung einige Wochen später kastriert und Jesse bekam Ende April/Anfang Mai 2003 4 Babys von denen sie eines getötet hatte. Beltane war zum Überleben zu schwach. Der Schrei von Beltane hatte mich mitten in der Nacht geweckt und ich hatte zu Jesse gesagt, das sie ihre Babys nicht umbringen soll... Keine Ahnung wieso ich das gesagt hatte, aber am nächsten Morgen, bei der Vollständigkeitszählung wußte ich es. Auch wenn ich bei 3 immer der Meinung war, das alle da sind. Bis mir dann irgendwann mal einfiel, daß es 4 (!) Babys waren und nicht drei. Ich war traurig, daß Beltane es nicht geschafft hatte, und hatte um sie geweint, obwohl sie nur 5 Tage gelebt hatte.
Jesse war eine gute Mutter, manchmal zickig aber sie war eine gute Mutter, die mir vertraute. Sie wollte mich und Teiron bei der Geburt ihrer Babys dabei haben. Als ich auf das WC ging, weil ich mal dringend hin mußte, kam sie sich beschwerend hinter her, ebenso stand sie so lange maulend vor der Tür, bis ich den mehr als verstörten Tei wieder in den Raum ließ. Tibora war die erste, dann kam Mik, eine Schleudergebut im wahrsten Sinne des Wortes. Um Mitternacht Beltane, dann Tarzan, bei mir auf der auf dem Boden gelegten Matratze. Sie sah mich an, als er kam und starre mich förmlich an. Ich sagte nur zu ihr: „Du, da ist noch was.“ Sie guckte und dann reagierte so, als wollte sie sagen: Ach stimmt ja, da ist ja noch was. Als hätte ich sie an etwas wichtiges erinnert. Dann kümmerte sie sich um Tarzan.
Jesse mochte es, wenn ich auf dem Boden hockte, und sie dazwischen kauern und lauern konnte, sie hatte da sichtlich Spaß dran und wartete da gerade zu drauf.

Zwischendurch mußte ich mich eine Weile von ihr trennen. Das machte ihr da noch nichts, aber sie war froh, daß ich wieder zurück war. Als wir umzogen, gab ich sie wieder für eine kurze Weile ab. Als sie zurück kehrte, war sie anders. Nicht mehr sanft und liebevoll, sondern richtig, richtig aggressiv. Die Herren verließen uns innerhalb von 13 Monaten. Teiron am 22. Mai 2008, 8 Monate später folgte ihr ältester Sohn Mik, am 05. März 2009. Damit war es aber noch nicht vorbei … Im Juni 2009, am 08. verließ uns auch Tarzan. Was bei Teiron geschehen ist, weiß ich nicht. Ich kann es nur vermuten. Einzig daß er unten lag, Mik und Jesse Richtung ihren Raum schossen. Auf dem Weg dorthin, blieb Jesse kurz stehen, sah mich und ich hörte in meinem Kopf Teiron, dann lief sie weiter. Ich sprang auf und sah ihn unten liegen. Danach kamen die Katzenschutznetze an die Fenster. Jesse störte es nicht. Sie waren für sie sogar äußerst interessant, nachdem ich anfing die Meisen zu füttern. Als sich eine Meise in die Wohnung verirrte, biß Jesse ein wenig zu fest zu. Die Meise danach brachte sie mir – lebend und unversehrt. Sie war so unglaublich stolz, als ich sie dafür lobte und nicht aufschrie.
Danach hatten wir noch einige Male Meisenbesuche, sie flogen durch meinen Raum auf die Gardinenstange und durch das Netz wieder raus. Jesse meldete es mir und verfolgte sie geduckt mit einer sehr spielerischen Haltung. Sie wollte spielen, nicht jagen. Nur sind die Körper der Meisen ein wenig zu fragil für so eine Spielerei, aber sie neckten Jesse. Es gab mit den Alttieren eine Art Akzeptanz. Die Generation danach wurde etwas „dümmer“ und hielt sich nur noch draußen an den Netzen, der Hütte und der Futtersäule auf.
Jesse meldete sie immer wieder und beobachtete sie dann nur noch und berichtete mir davon. Es fand hier eine richtige Unterhaltung mit ihr statt – immer. Als dann auch noch die Taube kam, wurde es für Jesse interessant. Sie wollte die Taube hauen und schlug das Fenster. Die Taube blieb sitzen und sie war so etwas von frustriert, das habe ich in all den Jahren nicht erlebt oder gar von ihr gehört. So ein großes Tier und sie kam nicht dran. Den Laut habe ich wirklich sehr gut in Erinnerung. Man, sie war wirklich sehr frustriert.
Als unsere Männer alle weg waren und sie mich ganz alleine für sich hatte, blühte sie richtig auf. Als wir noch zu fünft waren, dominierten die Männer; vor allem Teiron und Mik. Tarzan war irgendwie immer in der Rangfolge ganz hinten. Das änderte sich, nach dem Teiron gestorben war. Mik und ich litten da drunter. Mik, war ein Papa“kind“. Er liebte seinen Vater fast abgöttisch. Wo Teiron war, war auch er. Tarzan war Mamas Prügelknabe. Von ihr bekam er immer etwas auf sein Fell. Tarzan hatte Respekt vor seiner Mutter, richtigen Respekt wie ich auf einigen Fotos sehen kann. Da wird deutlich, wie viel Respekt er vor seiner Mutter hat.
Jesse störte es irgendwie überhaupt nicht, das unsere Männer uns einer nach dem anderen verließen. Das war etwas, was mich irritierte. Es war, als hätten sie für sie keinerlei Bedeutung.
Bis 2014, lebten wir eher nebeneinander, als miteinander. Wir tolerierten uns … Nun ja, nicht ganz. Wir gerieten mal aneinander und klärten es auf Katzenart. Fauchen, knurren, die Hand zu ein Klaue formen und „fest genug“ zuschlagen. Achtung!: damit meine ich nicht schlagen mit voller Kraft, sondern soweit, daß man spürt … Hach, wie soll ich das jetzt erklären? Schlagen setzt man mit Mißhandlung gleich, und genau DAß meine ich NICHT! Katzen haben ein dickes Fell, daß sie vor Krallen der anderen schützen soll. Man muß sich in eine Fellnase hinein versetzen und genau abschätzen. Es geht nicht da drum ihr weh zu tun, sondern … Na eben wie eine Katze schlagen, so daß sie es merkt, ABER NICHT verletzt. Bei einem Zweibeiner würde das leichten Druck auf der Haut, der Handfläche ausüben, aber nicht verletzen etc. So reicht es aus. Wie geschrieben, Fellnasen haben ein dickes Fell. Danach änderte sie sich. Es gab keine Angriffe auf die große Schwester mehr. Irgend etwas hatte sich in den wenigen Augenblicken bei ihr geändert. Deutlich verändert. Nach der „Diskussion“ sah ich deutlich, das sie überrascht war und anfing zu überlegen. So ging es einfach nicht.
Danach suchte sie mehr und mehr meine Nähe. Ich baute ihr etliche „Nester“. Rückzugsorte und Schlafplätze. War sie da drin, ließ ich sie grundsätzlich in Ruhe, außer sie signalisierte anderes.
Wenn ich einen „Ausraster“ hatte, wußte sie nach einer Weile, das nicht sie gemeint war, sondern es noch immer mit meinem Tanz am Rande des Wahnsinns nach der 3fach Tragödie zu tun hatte. Sie verzog sich dann immer, bis ich wieder ruhiger geworden bin. Manchmal fragte ich sie, wie es sie es mit jemanden wie nur aushalten konnte. Eine Antwort erhielt ich nicht wirklich.
Ihr neuer Stammplatz, war auf dem Tisch direkt hinter mir. Sie sah mir dann dabei zu, wie ich schrieb, spielte oder einen Film sah, wobei sie da auch zusah. Ich hatte einmal eine DVD mit der Doku „Im Reich der Raubkatzen“ laufen. Jesse, setzte sich erst auf die Rückenlehne des Sofas, dann legte sie sich hin und sah die DVD mit mir zusammen, zum Teil. Irgendwann wurden ihre großen Verwandten uninteressant für sie und sie ging. Aber sie sah immer wieder ein Teil eines Filmes oder einer Serie mit mir. Letztes Jahr, gab es eine Phase, wo wir wirklich gemeinsam einen Film sehen. Jeden Abend einen Film oder ein paar Folgen einer Serie, bis sie wieder das Interesse verlor und lieber auf dem Bett döste und wartete, daß ich endlich auch dazu kam.
Bis 2014 lebten wir eigentlich nur nebeneinander, nicht miteinander. Als der Körper dann wegen einem massiven Bandscheibenvorfall in ein KH kam und dort 2 Wochen und 3 Tage blieb, änderte sich wieder alles. Jesse tauchte zum ersten Mal bei mir auf, als der Körper im KH schlief. Sie fragte mich, wann ich wieder zurückkehren würde. Ich erklärte ihr, daß ich noch eine Weile bleiben müsse, da es meinem Körper nicht gut ginge und er Hilfe brauchte.
Als ich zurückkehrte, sie rief kroch sie unter dem Bett hervor und maunzte kläglich. Ihre Stimme war so leise, daß ich entsetzt war. Doch, noch mehr entsetzte mich, wie sie aussah: ihr Fell war ungepflegt, stumpf und rauh. Das weiche, seidige Fell war vollkommen verschwunden. Eine Bekannte hatte sich während der Zeit um sie gekümmert, aber sie hatte Jesse nie zu sehen bekommen. So blieb es bei der Versorgung und Reinigung ihres WC's.
Jesse wich mir fortan nicht mehr von der Seite. Die Zeit, die mein Körper in dem KH gewesen war und eine Woche zusätzlich, blieb Jesse da wo ich war. Auf WC, unter Dusche besorgt maunzend vor der Dusche. Egal wo ich mich in der Wohnung aufhielt – Jesse war da. Ich war … entsetzt da drüber, wie sie auf mich fixiert war. Für sie schien es nur (noch) mich zu geben. Das war etwas, was ich erst einmal verarbeiten und lernen mußte mit umzugehen, denn das bedeutete auch für mich Veränderungen. Ich durfte nicht all zu lange wegbleiben. Ein, zwei Tage vlt. auch drei, aber nie mehr 2 Wochen.
Als ich die Fellnasen der Bekannten versorgte, die noch im selben Haus in der Mitte wohnten, überraschte Jesse mich: sie saß vor der offenen Wohnungstür und wartete, daß ich die Treppen wieder hoch zu ihr zurückkehre. Sie war nicht einverstanden, aber ironischer Weise auch immer die, die mich da dran erinnerte, daß ich da noch zu wem müsse. Sie arrangierte sich damit, daß ich mich noch um 3 weitere Fellnasen kümmern mußte. Teiron hätte sich dann vermutlich schon im EG befunden, während ich die 3 Rabauken versorgte. Jesse blieb sitzen und wartete. Sie war wie ein Wachhund, nur eben in der Form einer Katze. Ich fand das einfach Klasse und irgendwie, war ich stolz auf sie. Da sie ihre Snacks mit den Rabauken teilte, war klar, daß sie dann auch welche erhielt, wenn ich wieder zu ihr zurückkehrte und wieder ganz für sie da war.
Jesse – wie alle meine kleinen Geschwister – war/ist einfach wunderbar. Vieles wußte und tat sie von sich aus. Sie ging nie in die Küche, wenn dort gekocht wurde, außer es gab Thunfisch, dann saß sie neben mir und wollte am liebsten gleich die ganze Dose haben. Sie reagierte auf Fremde mit Abwesenheit. Sie entschied, wer die Gunst hatte sie zu sehen und wer nicht. Mochte sie jemanden, ging sie zu ihm/ihr hin, beschnupperte alles von dieser Person mit Interesse, ließ sich aber nicht berühren. Wollte es jemand, schaltete sie den „Tiefgang“ ein und begab sich in sichere Entfernung. Auf einen Besuch reagierte sie auf eine Weise, die mich irritierte. Sie ging mit dem Bauch über den Boden in einem absoluten „Tiefgang“ aus dem Raum heraus und ließ sich erst eine Stunde später nach Abschied des Besuches wieder sehen, aber immer noch furchtsam. Dementsprechend reagierte ich und untersagte diese Person mich zu besuchen, so lange Jesses Hülle noch leben würde, denn ich vertraute Jesses Instinkt. Sie nahm auch grundsätzlich nichts von anderen an. Da war sie wie ein kleines Kind, dem man verbietet etwas von Fremden anzunehmen und mit Fremden mitzugehen. Jesse war noch so viel mehr.
Als wir einen Standspiegel hatten, fand sie seine Funktion sehr schnell heraus. Sie setzte sich vor ihn und fing an ihn zu „studieren“. Sie ging nicht um ihn herum um auf der anderen Seite nach einem Artgenossen zu sehen, nein, nicht Jesse. Sie setzte sich direkt vor ihm und betrachtete alles ganz genau.
Das Anschleichen an sie wurde mit dem Spiegel um einiges schwieriger, denn sie sah mich. Manchmal setzte sie sich auch vor dem Spiegel sah durch ihn zu mir und unterhielt sich mit mir. Wie die andere Funktion war, fand sie auch relativ schnell heraus. Sie sah auf einen Gegenstand und dann in den Spiegel. Sie glich alles miteinander ab. So spielte sie auch einmal über den Spiegel mit mir. Ich rollte einen Ball und sie fand so noch besser heraus wie dieser Spiegel funktionierte. Die ersten Versuche gingen schief. Aber nach und nach wurde sie besser. Es war erstaunlich, wie schnell sie lernte und wie viel Spaß sie an diesem Spiegel hatte.
Als mein Körper sie brauchte, nach der Not-OP, war sie für ihn da. Und wieder hatte sich etwas zwischen uns verändert. Nicht nur, daß ich erkannte, das Jesse auf mich fixiert gewesen ist, sondern auch, daß sie von da an sehr oft auf meinem Körper schlief, oder einfach nur auf ihm lag. Ob auf der Seite oder auf dem Rücken, Jesse war es egal. Manchmal setzte sie sich auch auf den Brustkorb und berührte ganz vorsichtig und behutsam mit einer Kralle die Nase und maunzte. Ich mochte es, so von ihr geweckt zu werden.
Mir gefiel, die Nähe zu ihr und ihre zu mir. Sie schlief auf dem Tisch hinter mir, beanspruchte meine Hand und schlief auf ihr. Sie rollte sich zusammen und legte ihren Kopf auf sie. Manchmal umklammerte sie die Hand auch, legte ihre Beine drüber, aber: sie beanspruchte meine Hand immer für sich.
Jesse steigerte auch etwas: das sie sich erst hinsetzen muß, wenn es Futter gibt, damit sie nicht gleich schon mit dem Kopf in der Schale hängt, bevor ich sie abgestellt habe, wußte sie. Das wußten alle 4. Sie steigerte das Ganze bei den Snacks: hinsetzen und Pfote auf die Hand oder den Finger. Manchmal legte/stellte sie ihre Pfote auch rein prophylaktisch auf meine Hand und setzte dabei einen entsprechenden Blick auf. Es ging nicht um Futter, ich gehör(t)e zu ihr. Der Blick den sie dabei hatte, war immer wieder so klasse, daß ich ihren Kopf kraulte. Mit den Fingern und dem Daumen eine kleine Massage. Sie drückte ihren Kopf dabei immer fest gegen die Finger, daß ich fester massierte. Es gefiel ihr. Als ich dann ihren Nacken und die Schulterblätter anfing zu kraulen und zu massieren, streckte sie mir ihre ganze Schulter entgegen.
Das Jesse sich mit mir über den Spiegel unterhielt, war etwas daß ich immer wieder faszinierend fand. Sie sah in den Spiegel hoch zu mir und unterhielt sich mit mir. Ein Anschleichen, war nicht mehr möglich. Manchmal war sie auch richtig frech, daß ich große Augen bekam. „Boah“ Ja, wir unterhielten uns gerne in ihrer Sprache
Im Laufe der Zeit fing an ihr Rückzugsorte aus Kartons zu basteln und zu polstern. Im Sommer lag sie in ihrem „Cabrio“, ein Karton, den ich vorne aufklappen konnte. Bis kurz vor … der Verschlechterung ihres Zustandes, schlief sie in einem „Langhaus“. Ein langer Karton von meinem Inkontinenzversorger, in dem ich zwei „Fenster schnitt. Der Eingang (war verstärkt) war an einem Ende des länglichen Kartons, der auf einem Zugangsversteck gestellt wurde.
Um es besser zu zeigen, habe ich ein paar Fotos gemacht und unten eingefügt. In dem Langhaus fehlt die orange Fleecedecke, die ich dort reingelegt hatte. Diese hatte sie für sich annektiert, wie eigentlich jede Überdecke. Egal, ob Wolle, Fleece, Mischgewebe: ihr's. Wenn ich eine Decke haben wollte, mußte ich diese mit ihr teilen. Wie? Du willst meine Decke? Dann nur, wenn ich auf Dir liege. Kein Ding. Ich genoß es, wenn sie auf meinem Körper lag und dort tief und fest schlief, wobei ich sie dnn auch kraulen oder einfach nur eine Hand als „Kissen“ anbieten konnte. Ob mein Körper wach war oder schlief, sie legte sich auf ihn. Mein Körper schien es immer zu wissen, denn er blieb in der Position liegen. Lag sie auf der Seite, blieb er auf der Seite, lag er auf dem Rücken, blieb erauf dem Rücken. Manchmal drehte sich der Körper auch langsam mit ihr, sodass sie langsam mit wandern und sich dann auf den Bauch oder die Oberschenkel legen konnte. Manchmal beschwerte sie sich oder fragte leise an, dann drehte sich der Körper so, daß sie sich auf ihn legen konnte.
Jesse war in jeder Hinsicht besonders.
Irgendwann holte ich den Futterball wieder aus der Schublade. Anfangs dachte ich, er wird wieder ignoriert, aber das Gegenteil war der Fall. Sie liebte diesen Futterball und sich das Essen zu erarbeiten. Sie wußte sofort was sie tun mußte. Manchmal bezog sie mich in das Futterballspiel ein und das gerne. Sie rollte dann den Ball mit einer Pfote in meine Richtung und ich rollte ihn zu ihr zurück. Wenn dabei Trockenfutter herauskam, holte sie es sich.
Zwischendurch hatte sie Katzenasthma, das behandelt werden mußte. Ich unterhielt mich mit ihrer Ärztin, und ging ein paar ätherische Öle mit ihr durch, dabei kam heraus, das Eukalyptus alles andere als gut für die maunzenden Fellnasen ist. Also verzichtete ich auf den Einsatz von Eukalyptus und siehe da: Jesse hatte keine Asthmaanfälle mehr.
Aber irgend etwas änderte sich langsam und schleichend. Sie sprang gerne in den Kleiderschrank und schlief dort ein wenig. Sie betrat ihn irgendwann nur noch über mich, anstatt selber dort reinzuspringen. Sie war auch jedes Mal „Feuer & Flamme“, wenn ich den Kleiderschrank aufgemacht habe und wollte sofort rein. Egal, ob sie gerade oben auf dem Schrank oder in ihrem Cabrio war: Schrank! Das Interesse ließ langsam nach. Ich fand das seltsam, weil sie sonst wirklich nicht davon abzuhalten war. Ich hatte ihn öfter mal einfach so für sie offen gelassen … Kein Interesse mehr. Die Veränderungen vollzogen sich schleichend. Und wurden von mir kaum wahrgenommen. Erst war es das Desinteresse an dem Kleiderschrank, dann kam sie nicht mehr wenn der Körper wach geworden und aufgestanden war. Es war ein Ritual: Abends vor dem Schlafen erhielt sie Snacks und nach dem Wachwerden eine ordentliche Portion Streicheleinheiten: Bauch kraulen und dann doch wieder mit ihr hinlegen und dösen, während kleine Schwester tief und fest schlief. Aufstehen wurde dann oft um Stunden verschoben, weil der Körper wieder mit ihr einschlief.
Nach dem Aufstehen kam erst einmal die Versorgung der Kleinen: Katzen WC reinigen, alle 4 Tage Wasser wechseln, neues Futter hinstellen, Futterball bei Bedarf neu auffüllen. Jesse entwickelte einige Eigenarten, die eine Blutuntersuchung notwendig machten, wobei sich dann herausstellt, daß sie eine Nierendiät haben mußte. Sie wurde zwar nur empfohlen, aber … Sie war ja nun auch schon über 10. Die Nierendiät stieß selbst nach dem Versuch es ihr unterzujubeln und langsam auszutauschen alleine fehl. In dem heißen Sommer 2018?, oder 17?, ich weiß es nicht mehr, wo die Futterumstellung stattfinden sollte, hatte sich das mit dem Nassfutter. Jesse war kaum zu sehen und wenn, bevorzugte sie ihren Futterball. Das NaFu ignorierte sie komplett. Also stand ich nach dem Sommer wieder bei 0. Ich entschied mich für eine Mischung aus Normalen NaFu und der Nierendiät. Das wurde dann auch angenommen. Etwas fing an mich zu irritieren. Normalerweise verschlang sie eine komplette Schale. Aber mit der Zeit wurde es weniger. Bis es nur noch ein Teelöffel je normales NaFu und Nierendiät war. Sie zog sich immer mehr zurück. Ließ ihre Snacks ausfallen, bis ich mit den Yums von einer bestimmten Firma ankam. Vor einer Woche noch schnappte sie sich eine Packung mit Käse während mein Körper schlief, riß sie auf und fraß sie bis auf 3 auf. Das war neu. Das kannte ich gar nicht von ihr, das sie Snacks mopst. Jesse gehört nicht zu den „Dieben“, sie stahl nichts von einem Teller, sondern wartete oder futterte gleichzeitig mit mir. Manchmal kam sie in die Küche, wenn sie hörte, das eine Dose geöffnet wurde um zu kontrollieren was es ist. War es etwas, das ihr schmeckte, meldete sie sehr deutlich Anspruch an. Sie setzte sich dann neben mich und „beschwatzte“ mich solange, bis ihre Schale mit ihrem Anteil auf ihr Platzdeckchen gestellt wurde. Als ich das letzte Samhain ein Mahl zubereitete, was ordentlich daneben ging, hopste sie auf ihren Kratzbaum am Bett. Er war ihr Küchen-Watchtower. Sie wollte dann immer lautstark von mir wissen, was ich mache. Sie gab erst Ruhe, wenn sie alles auf Geruch überprüft hatte. Milch stand ganz oben, aber sie forderte nicht jedesmal Milch, wenn ich eine neue Packung anbrach.
In dem Jahr, mit dem wirklich heißen Sommer, fand sie heraus, das sie eine noch sehr viel stärkere Stimme hatte, als sie gewußt hatte. Schlafen war dann Kunst, nicht Können. Mitten in der Nacht … lautstark ihren Futterball durch die Gegend rollen, einen etwas erzählen, einen Schlafplatz auf dem Körper fordern, all das mit schöner lauter Stimme.
Manchmal nervte sie auch und machte einen richtig aggressiv. Sie hatte etwas in ihrer Stimme gelegt, das meinem Körper gar nicht gefiel und in den Ohren schmerzte. Sie stellte diese Lautstärke jedoch bald wieder ein, als sie merkte, daß sie damit zu Gereiztheit und Aggressionen beitrug.
Ich achtete da drauf, daß es ihr gut ging. Das sich etwas bei ihr änderte bemerkte ich, aber leider ist meine Aufmerksamkeit ein Handycap. Es gab so vieles was auffallen sollte, bei mir aber nur eine Randnotiz hinterließ. Richtig beunruhigt wurde ich, als Jesse anfing immer öfter zu erbrechen. 3x täglich, vielleicht auch mehr. Nach dem letzten Besuch von BeWo fing es an. Ich schob es auf die Schuhe und das sie etwas eingeschleppt hatte, was Jesse krank gemacht hatte. Wegen und für Jesse galt hier absolutes Schuhverbot, wegen dem Futterball und weil sie das öfter von dem Boden futterte. Meine Besucher wissen oft gar nicht, was sie alles einschleppen. Mir ging es nur da drum, Jesse um jeden Preis zu beschützen.
Im November letzten Jahres, als BeWo wieder da war, fuhren wir zu ihrer Ärztin, die leider keine Hausbesuche mehr machte, außer um ein Wesen einzuschläfern. Die Blutuntersuchung ergab, das bei ihr der Lipasewert erhöht war (39), was ein großer Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung war. Sie wurde da drauf hin mit dem Medikament Metrobactin behandelt. Anfangs machte sie keine Probleme, aber nachdem es mehrere Male fehlgeschlagen war, wurde es schwieriger ihr die Tabletten zu verabreichen. Das Medikament schlug zwar an, aber sie wurde dünner und fraß kaum noch. Vor der Behandlung wog sie 5kg, danach 3,4 kg. Das Erbrechen war etwas zurück gegangen, aber hörte nicht auf. Es war egal, ob der Magen leer oder voll war.
Im Januar entschied ich das mitgesendete Rezept einzulösen und ihr das Medikament für die Ohren zu verabreichen. Irgendwie hatte ich ein kein gutes „Gefühl“, ich war unruhig. Irgend etwas stimmte überhaupt nicht. Seit Wochen fühlte es sich leer in der Wohnung an. Es war, als sei Jesse gar nicht mehr, obwohl sie da war. Die beiden WC's wurden unregelmäßig gesäubert. Ich saß oft vor dem PC und war dann auch weit weg, als sie dann kam um ihre Runde zu machen, Streicheleinheiten zu fordern oder einfach nur Aufmerksamkeit, erschreckte sie mich jedesmal, denn ich hatte nicht mit ihr gerechnet. Ich machte mir bewußt, daß Jesse sehr wohl da war, dann änderte es sich wieder für eine kleine Weile. Futter wurde regelmäßig gegeben, Katzen WC's wieder regelmäßig gereinigt, Wasser sowieso alle 4 Tage gewechselt. Obwohl Jesse da eine Eigenart entwickelte: sie hatte begonnen aus dem Becher zu trinken in dem Medium Mineralwasser war. Damit sie mir nicht immer mein Wasser mopste, stellte ich ihr einen Becher hin, der nur ihr gehörte. Schließlich wurde auch eine kleinere Schale mit ihrem Wasser aufgefüllt.
Vorletzte Woche fiel mir auf, das sie vermehrt das Wasser trank, aber auch Probleme hatte. Ich stellte ihr eine höhere Schale auf den Nachtschrank und beließ den Becher da. Sie entschied sich für die Schale. Ich sah, das sie kaum noch an das Wasser gelangte und immer mit der Pfote nachfühlte. Schließlich waren wir wieder bei ihrer Ärztin. Erst setzte ich Tage zuvor das Medikament ab, weil ich glaubte, daß es ihr geschadet hatte und die Dosis zu hoch war mit 2 tgl. in die Ohren. Jesse magerte immer mehr ab.
Von Donnerstag (23. Januar 2020) auf Freitag (24. Januar 2020) verschlechterte sich ihr Zustand so rapide, das wir wieder zu ihrer Ärztin fuhren. Ich ahnte nichts Gutes. Ich … wußte es eigentlich schon, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Wir sollten doch noch 4 Jahren zusammen haben … Wir wurden betrogen.
Als Jesse aus der Tasche kam, war ihre Ärztin erschrocken, wie dünn und „klapprig“ (sie hat ein anderes Wort benutzt) sie war. Sie nahm Jesse mit auf die Waage. Sie wog nur noch 2,4 kg! Nein, nein, nein, nein, nicht schon wieder. Ich wußte was das bedeutete. Sie stellte fest, das Jesse anämisch und blaß war. Sie sah traurig aus. Sie wollte ihr erst noch Blut abnehmen, sagte dann aber, das Jesse besser in eine Klinik gehörte für ein Ultraschall. Sie hatte aber Zweifel (wenn ein Tumor festgestellt worden wäre), daß sie (Jesse) das überstanden hätte. Sie war schon viel zu schwach. Ich hatte 2 Möglichkeiten: in die Klinik oder … Ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Ich wollte mit ihr in die Klinik für die Ultraschalluntersuchung. Aber dann spürte ich Jesse. Ich schloß die Augen und konzentrierte mich ganz auf sie. Ihre Antwort war klar und deutlich: keine Klinik, keine weiteren Untersuchungen. Ihre Ärztin fragte, wegen dem Termin, ich schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. Jesse hatte entschieden. Schweren Herzens akzeptierte ich diese ihre Entscheidung. Also gab es damit nur noch einen Weg und ich war nicht bereit dazu. Nicht schon wieder. Bitte nicht so. Nicht so. Jesse hatte etwas Besseres verdient. Nicht so. Ich wollte nicht, das auch sie so stirbt. Ich wünschte mir einen friedlichen Tod für sie. Das sie zu mir kommt und dann bei mir stirbt und nicht alleine. Friedlich einschläft. Ich bat um 24 Stunden, weil ich spürte, daß Jesse es so wollte – und ich auch. So entschieden wir beide uns für das Wochenende.
Am Montag morgen um 08 Uhr, wollte dann ihre Ärztin kommen. … Wir kehrten mit einem Taxi zurück. Der Chef erließ mir die fehlenden 2,20€. Jesse ging nur einen Treppenabsatz. Ich brachte ihre Tasche in die Wohnung und holte sie dann ab. Sie machte dann das, was sie gerne macht, wenn ich sie hoch gehoben habe: auf den Rücken und hoch hinaus, doch dieses Mal voller Unsicherheit und zittrig, daß ich sie mit den Armen nach hinten absicherte. Sie stand oder saß gerne auf meinem Rücken, manchmal auch nur um an den Schrank zu gelangen und den abzuschlabbern oder sich am Fenster auf ihn zu legen und von dort raus zu sehen. Manchmal wollte sie auch noch ein wenig höher. Machte ich das Fenster weiter auf und nicht auf Kipp, war sie mit ihrer Nase sofort an dem Spalt und drängte dann ihren Kopf durch bis sie ganz an das Schutznetz gelangte. Sie war ein Frischluftjunkie, aber auch das ließ nach. Wie das Desinteresse an dem Schrank, war sie auch nicht mehr oder selten am Fenster. Mir fiel auf, das sie immer einen Umweg zu dem Fenster nahm, anstatt den Direkten. Auch auf das Bett, ging sie nur über den Küchen-Watchtower, sie sprang nur noch selten hoch. Sie beobachtete die Meisen und Tauben von ihrem Platz hinter mir aus und meldete jeden Vogel, oder sah einfach nur zu.
Als wir zurückkehrten, setzte ich sie auf dem Bett ab, damit sie in ihr Bettdeckenzelt konnte. In der Praxis hatte sie noch eine Infusion und Spritze erhalten, die sie (hoffentlich) dazu animieren würde noch etwas zu futtern. Nein, nur wenn ich ihr das Schälchen unter die Nase hielt, schleckte sie. Da hatte ich einen Einfall. Ich hatte noch ein Gutscheinguthaben bei … ja, dort bestellte ich einen ohnehin auf meiner Liste stehenden Stabmixer. Der Standmixer war dafür nicht ausreichend, er hat zu viele feste Teile belassen. Da Jesse nicht mehr kaute, sondern nur noch schleckte, half ihr das nicht viel. Sie schleckte also nur die Flüssigkeit. Ich hielt ihr Creme unter die Nase, die für Katzen entwickelt waren. Sie schleckte nur die. Ich hoffte, daß ich die anderen auch noch geben können würde. Doch schon am Samstag ließ das nach. Ich mußte ihr das Schälchen direkt unter die Nase halten. Sie schlabberte nur wenig. Ich gab ihr das Schälchen als sie lag, dann nahm sie noch ein wenig davon, war aber schnell erschöpft und legte sich auf die Seite.
Ihr war Kalt und sie war sehr schwach. Ich fühlte ihre Kälte und Schwäche als die meine. Am Freitag, als ich sie auf dem Bett abgesetzt hatte, und sie in dem Zelt verschwunden war, wollte ich in die Küche, hielt aber mit Tränen in den Augen inne. Jesse kam aus ihrem Zelt und setzte sich davor. Ich wußte, was sie damit sagen wollte: „Hey, ich bin noch da.“ Ich lächelte zaghaft und streichelte ihr über den Kopf. Ich weiß, es ist trotzdem schwer. Ich weiß nicht mehr, an welchem Tag Freitag oder Samstag, ich glaube es war Samstag, spürte ich wie da jemand sehr sanft an mir zupfte. Ich wußte wer das war. Ich ging in ihrem Raum. Sie lag unter dem Altar, und versuchte mit seiner Hilfe die Verbindung zu ihr zu lösen. Ich weiß wieso, doch wir hatten gemeinsam für das Wochenende entschieden – mit allen Konsequenzen, das hieß auch mit ihr verbunden zu sein. Das Jesse „magisch“ war, weiß ich, sie setzte ihre Magie nur selten ein. Sie nahm so im Schlaf mit mir Verbindung auf, half meinem Körper und so einige andere Kleinigkeiten. Alles sehr dezent. Traurig ist, das sie meinem Körper, der verstärkt Schmerzen hat, noch in ihrem geschwächten Zustand helfen wollte. Das letzte Mal, als sie auf meinem Körper lag, war am Mittwoch, vor dem Donnerstag. Aber im Gegensatz zu Teiron, Mik und Tarzan war sie nicht Tage vorher im Schlaf bei mir erschienen um sich zu verabschieden.
Ich teilte ihr mit, daß ich das nicht zulassen kann. Wir hatten uns beide für das WE entschieden, dazu gehört auch die Verbindung. Ich wollte nicht, das sie diese trennt. Ich konnte das nicht zulassen. Ja, ich weiß wieso das tun wollte, doch … wozu dann all das?
In der Zeit wurden wir ziemlich heftig attackiert. Ich mußte die Hater loswerden und Jesse versorgen, mich um sie kümmern. Ich hatte Zweifel, Bedenken ob wir auch das Richtige taten, oder nicht irgend etwas übersahen. Da war ein Funke, etwas .. irgend etwas, das für ein paar Augenblicke die Trauer und den Schmerz nahm und in Zuversicht tauschte, die wie weggeblasen war, als ich sie sah, wie sie schwankend durch die Wohnung ging. Von dem Heizungsplatz unter das Bett wechselte, nachdem sie auf ihrem WC war. Es gab Anzeichen, daß es durchaus noch eine Chance gab. Doch am Sonntag war alles wie weggeblasen. Sie lag im Bad der Länge nach und regte sich nicht. Futter mit der Spritze gab ich ihr von der Seite, langsam. Sie schleckte zögernd. Mir zerriß es das Herz. Ich verdrängte alles, dachte nicht an das Morgen, sondern nur noch an das jetzt. Ich verbot mir regelrecht da dran zu denken, das Jesses Hülle stirbt. Als ich am Samstag im Bad in ihre Augen sah, sah ich Tränen. Jesse weinte. Es tat mir im Herzen weh. Wir litten beide. Sie wollte nicht gehen. Sie wollte bei mir bleiben, das war so deutlich wie die Sonne jeden Tag aufgeht – ob wir sie sehen oder nicht. Als ich ihr am Sonntag wieder in die Augen sah, sah ich wieder Tränen. Um 22 Uhr machte Jesse ihre Wanderung zu ihrem WC in „meinem“ Raum. Ihr ging es körperlich schlecht, aber sie pflegte noch immer ihr Fell und benutzte das WC. Ich wartete, weil ich sie auf das Bett setzen wollte. Doch sie blieb im WC. Und damit begann der Countdown. Ich „sprach“ mit ihr, sie antworte noch nicht mal mehr, sondern sah irgend etwas anderem nach. Ihre Ohren waren gespitzt. Die ganze Zeit lief Patricia Kaas - Quand j'ai peur de tout. Ich wußte, es war Jesses Lied. Wie Teirons Lied Kimi Ga Tame und Auld Lang Syne gewesen war (oder nicht? Ich bin gerade ein wenig überfordert), wie Miks „I'll stand by you“ und „Herzblut“ gewesen war und Tarzan lediglich nur Viviennes Death aus den Nebel von Avalon wählte, so hatte Jesse schon vor Wochen Jennifer Rush – Heart over mind gewählt gehabt, welches ich fälschlich jemand anderen zuschob. Ab Donnerstag blieb dann Quand j'ai peur de tout. Mein Herz zog sich immer weiter zusammen und fing an zu brennen. Je öfter das Lied lief, desto schlimmer wurde es. Ich kam mir bis kurz vor ihrem Tod vor, als würde ich auf König Salomons Schwert stehen und wie bei Anubis mit einer Waage mit dem Schwert bewertet werden. Es war ein entsetzliches Gefühl. Mein Herz brannte und fühlte sich seltsam an. Ich überredete Jesse aus dem WC zu kommen, in das sie sich gelegt hatte. Sie sollte meine Stärke nehmen, im Gegenzug würde ich ihre Schwäche nehmen. Ich nahm ihr nicht nur die Schwäche, sondern auch die Kälte die sie so sehr verspürte. Ich fing sie ab, als sie zu fallen drohte, wartete bis sie ganz aus dem WC war, hielt sie auf, hob sie hoch und legte sie auf den für sie ausgebreiteten Schlafsack. Sie liebte meinen Schlafsack, wie Tei, Mik, Tarz. Sie alle schliefen da drin. Ausschütteln und wieder auf das Bett legen, irgendwer annektierte ihn immer nach mir. Lag der Körper drin, dann lag man auch gerne mal auf dem Körper – ausnahmslos.
Sie legte sich gleich auf die Seite und nahm eine tiefe Nase Kaoi. Ich wollte eigentlich ein Foto von ihr machen. Hätte ich es doch nur getan und wäre nicht in das Bad gegangen um Handtuch und Waschlappen zu holen um die Gegend um ihr Mäulchen nach der Fütterung zu reinigen. Ich nahm sie auf den Schoß, nachdem ich das Handtuch ausgebreitet hatte. Hielt sie sanft, aber bestimmt fest. Ich spritzte ihr etwas in ihr Maul … sie gab ein undefinierbaren Laut von sich, ich versuchte es noch einmal. Dann vernahm ich deutlich wie sie Nein sagte. Ich warf die Spritze an die Seite von mir. Sie fing an zu röcheln. Ich .. mein Körper wurde erst heiß, dann kalt und dann breitete sich Entsetzen aus. Jesse … Ich massierte ihre Kehle, die nicht reagierte, bließ in ihren Mund, stark genug um vielleicht einen Würgereflex auszulösen, massierte ihren Bauch und ihr Herz. Ich bat sie nicht aufzugeben, zu kämpfen, zeigte ihr, daß ich da war. Ich bließ ihr wieder in den Mund. Es schien zu helfen, für einen Augenblick. Ihre Pfoten streckten sich und die Krallen der Vorderpfoten erschienen, ich nahm sie sofort in meine Hand, noch ein letztes Aufbäumen, dann wurde ihr Körper schlaff und ihr Kopf lag auf meinem Arm. Ich … ich massierte noch einige Male ihren Bauch, dann überprüfte ich ihren Herzschlag. Obwohl der Kampf verloren war, versuchte ich es … Ich konnte es nicht wahrhaben. Ich gab mir die Schuld. Jesse war nicht mehr in der Lage gewesen zu schlucken. Als ich ihre Kehle rieb, bewegte sich nichts. Nichts reagierte auf den Reiz. Ich hörte wie Flüssigkeit sich ihren Weg in den Magen bahnte. Dennoch … Nein, nein, nein, nein. Nicht … Nein, nein, nein, nein und ich schrie. Ich schrie meinen Schmerz heraus. Ich schrie die ganze Nachbarschaft zusammen, es war mir egal. Jeder in diesem Haus mußte meinen Schmerz teilen. Ich brach über Jesse zusammen. Ich konnte es nicht … ich … ich hob ihren Kopf ihre Pfoten, die Widerstandslos zurück sackte. Und ich schrie wieder. Ich klagte und weinte. Ich ließ meinen Schmerz heraus. Mir egal was andere dachten und wie die sich damit fühlten, ob sie schlafen konnten oder nicht. Es zerriß mich, irgendetwas sehr, sehr feines schnitt in mein Herz. Bis kurz vor ihrem Tod flehte ich um Hilfe, rief Bastet an, rief einen Namen des Marduk … einzig meine Leute hatte auf der Rückfahrt von der Praxis im Taxi reagiert. Sie hatten einen Spalier gebildet, von der Praxis bis zu dem Haus in dem wir wohnen. Sie hoben grüßend die Schwerter und drehte sich in Fahrtrichtung um, als wir an ihnen vorbei fuhren. Ich ahnte fürchterliches. Wenn sie sich so verhielten, Jesse diese Art von Respekt und Achtung zollten … In der Wohnung riegelten sie alles hermetisch ab. Sie standen in Saluthaltung mit den Schwertern vor sich mit den Rücken zu uns. Für Jesse eine Ehre, für jeden anderen eine Warnung. Dennoch hatten wir hier mit Hatern und Einflüsterern zu kämpfen. Einer versuchte mir Einzuflüstern, daß Jesse ja nur eine Last gewesen und ich jetzt mehr Geld hätte und was ich damit machen könne und mir mehr leisten kann. Ich würde nur so tun, als würde ich Jesse lieben, sie habe mir nie wirklich etwas bedeutet. Dann schaltete sich Azrael ein. Er hatte mir wiederholt gesagt, daß er Jesse nicht mit sich nehmen würde, das gab mir Hoffnung. Hoffnung ist sehr oft trügerisch und ein Seil auf dem zu viele Narren tanzen, manch einer der Narren stürzt ab, so auch ich, als Jesse's Körper in meinem Arm starb. Zu spät begriff ich was Azrael mir damit sagen wollte: Jesse würde niemals mit ihm mitgehen, denn für sie ist er ein Fremder und Fremde mied sie meistens. Es war sehr selten, das sie auf Fremde zu ging und sie Interesse zeigte, wie bei einer neuen Mitbewohnerin, zu der sie sofort kam um sie zu beschnuppern. Das war und ist wirklich eine Seltenheit. Aber die selbe Mitbewohnerin zog es vor, lieber die Cops zu mir zu schicken, als selber aus der Mitte zu mir hoch zu gehen. Wahre Sorge, sieht anders aus. Habe ich wirklich Interesse an jemanden und bin ich um jemanden wirklich besorgt, dann schreibe ich das nicht nur, sondern trete persönlich auf um zu zeigen, daß ich wirklich besorgt bin. Sauer bin ich auf sie nicht, wie ich auch auf die ganzen Hater nicht sauer oder wütend bin, dafür fehlt mir die Kraft, die ich Jesse gegeben habe, sie brauchte sie eher als ich. Ich bin nur enttäuscht. Ich hätte von ihr mehr erwartet als das. Fast hatte ich auch damit gerechnet, das sie hoch kommt. Die Nachbarn von gegenüber haben es sogar geschafft bei mir zu Klingeln und zu fragen, nachdem ich an meine Tür einen Hinweis über einen Todesfall angebracht hatte.
Jesses Hülle starb am 26. Januar 2020 um ca. 22:23 Uhr, zeit auf die Uhr zu gucken, oder gar da dran zu denken, fiel mir erst ein, als ich so halbwegs wieder dazu in der Lage war und berechnete etwas Zeit runter. Genauer werden es wohl meine Mitbewohner wissen, die von meinem klagenden Schrei beschallt wurden. Ich teilte dann auch 3 Leuten direkt mit, daß Jesse gestorben war, nein es waren 4. Einer von ihnen ein langjähriger Freund irgendwo im Osten von Deutschland – glaube ich. Er vermittelte für mich mit Anubis, die sich später um Jesses sterbliche Hülle kümmern sollten. Um 02 Uhr in der Frühe stellte ich ein Totenlicht an das Fenster um allen zu zeigen, daß hier jemand sehr wichtiges und besonderes gestorben war. Die Hater wurde ich später los, nachdem ich ihnen klar machte, daß ich irgendwann nicht mehr so schwach und angreifbar sein würde. Sie sollten mal an die Folgen denken und, daß ich mir jeden von ihnen gemerkt hatte. Ich kann unerbittlich sein. Und da es nicht nur gegen mich, sondern auch gegen Jesse ging, wird es Folgen haben, unbequeme Folgen.
Langsam legte ich Jesse auf den Nachtpullover den sie für sich annektiert hatte. Sie hatte so gerne in letzter Zeit auf ihm gelegen. Jeder von ihnen, hatte eines meiner Kleidungsstücke kurz vor seinem Tod für sich gewählt. Sie lagen dann bevorzugt da drauf. Den hatte ich auf dem Sofa ausgebreitet und sie vorsichtig und behutsam da drauf gelegt. Nur ihre Augen konnte ich nicht schließen, sie wollten nicht zu bleiben. Die Ratte, die ich ihr gekauft hatte, legte ich ihr sofort zwischen ihre Pfoten, nachdem ich sie unter meinem T-Shirt hervorgeholt hatte. Die Ratte hatte ich seit Freitag dicht an meinem Körper getragen, an duschen war in der Zeit ohnehin nicht zu denken. Was, wenn Jesse mit ihrem Kopf in einer Wasserschale sank, während ich den Körper reinigte? Wie sie mit dem Kopf so häufig in das Schälchen gesunken war, mit der Nase voran? Auch aus einem anderen Grund verzichtete ich auf das Duschen: der Geruch. Würde ich den Körper duschen, würde sich auch der Geruch ändern, und sie war nicht mehr in der Lage mich neu zu markieren, wie sie es immer tat wenn ich den Körper gereinigt hatte. Sie kam dann an und markierte mich erneut als ihres. Oft rollte sie ihren Futterball Alibimäßig in das Bad. Sie war immer besorgt wenn ich den Körper unter der Dusche reinigte. Sie wollte mir ja gerne helfen, aber da war das Wasser … Lag Kleidung auf dem WC legte sie sich da drauf und wartete. Sie war dann immer erleichtert, wenn ich wieder aus der Dusche heraus war. Es gab auch Situationen, da drehte sie sich im Kreis pendelte zwischen Vorraum und Bad hin und her.
Jesse hatte noch eine Eigenart entwickelt: sie trank aus der Schale in der Duschwanne. Einige Male hatte ich dort eine Schale mit Spülmittel von Fairy drin stehen, die einweichen sollte. Das Jesse da draus trinken wollte, als mal wieder eine Schale in der Duschwanne trinken wollte, alarmierte mich und in mir keimte ein Verdacht auf. Was ist, wenn diese Spülmittel der Auslöser für ihr ständiges Erbrechen war? Die Schalen wurde von mir dann nicht mehr kurz in der Duschwanne zum Einweichen abgestellt. Ob das Spülmittel wirklich der Auslöser für das ganze Drama war, weiß ich nicht, wohl aber sehe ich den Fairy Produzenten, als auch alle anderen in der Pflicht, den Bitterstoff Bitrex beizufügen, damit kein versehentliches Verschlucken mehr stattfinden kann, denn der fehlt bei ALLEN mir bekannten Spülmitteln.
Der Bekannte reagierte als erster. Er setzte sich gleich mit Anubis in Verbindung, die sich gegen 10 Uhr mit mir in Verbindung setzen wollten, via Mail oder SMS. Ich kümmerte mich weiter um Jesse. Ich legte nach und nach alles zu ihr, was sie gerne gefressen hatte: Snacks, Malzpaste auf Kaustangen, Thuna und Huhn Snacks von Cosma, Yums – leider war es nicht ihre Lieblingssorte, die offen war, den gesamten Inhalt des Futterballs, die letzte Creamy Packung, die offene wollte ich ihr nicht mitgeben. Legte ihr das Kong Teil mit Catnip Füllung dazu, zwischen ihre Beine und zu einem Teil Vorderpfoten. Ja, da war auch etwas: sie hatte kein Interesse mehr an Catnip. Mir fiel gerade Siedendheiß ein, daß ich Catnip vergessen habe. Aber das Kongspielzeug hat welches in sich. Ein Hase, der ebenfalls bei ihr beliebt gewesen war. Doch die Ratte mochte sie von allen am meisten, sie flog hier durch die Gegend und Jesse hinterher. Ich freute mich, daß ich die richtige Wahl getroffen hatte und die Ratte bei ihr auf Gefallen stieß, obwohl sie kein Catnip beherbergte, deswegen hatte ich sie seit Freitag sehr dicht am Körper getragen. Sie sollte meinen Geruch so intensiv wie möglich haben und Jesse ein wenig Geborgenheit und Trost geben. Ich hatte sie Samstag kurz auf ein Polster im Bad gelegt, das unter der Heizung gelegt wurde. Als ich das Bad kam, um nach ihr zu sehen, lag sie auf der Ratte und hielt sie mit einer Pfote „fest“. In dem Moment wußte ich, daß ich richtig gehandelt hatte. Anders verhielt es sich am Sonntag, nachdem Jesses Hülle gestorben war. Ich gab mir die Schuld. Es traf mich in vielerlei Hinsicht hart: erstens: sie starb in meinem Arm, zweitens ich gab mir die Schuld, weil ich versucht hatte, ihr etwas Nahrung zukommen zu lassen, Drittens …
Am Montag Abend war alles für Jesses Hülle geklärt, der Buschtrommel hatten auch gut funktioniert, denn ich erhielt eine Mail, in der bereits stand, was ich noch gar nicht geschrieben hatte, weil Jesses Hülle und alles weitere damit verbundene wichtiger für mich war, als weiß die Göttin was und wer noch alles da war.
Den Hatern knallte ich nebenbei an den Kopf zum Thema Freiheit, daß ich diese nie gewollt habe. Hätte ich sie gewollt, hätte ich niemals Teiron und Jesse in mein Leben geholt und später auch ihre Söhne Mik und Tarzan. Ich hätte gar nicht erst die Verantwortung für sie übernommen. Nach Jasper und Artemis, war mir klar, daß ich etwas um mich haben wollte, das länger lebt und mich einige Jahre mehr begleitet und Teil meines Lebens sein soll. Zweibeiner sind mir da absolut egal, Tiere sind mir sehr viel wichtiger als diese … Monster. Sie sind mir näher, als eines dieser Monster je sein könnte und wird! Teiron und Jesse wählten mich, so wie ich sie gewählt habe. Sie wurden zu meiner Familie, zusammen mit ihren Söhnen, die mich ebenfalls gewählt hatten. Mik verdanke ich sogar mein Leben, denn er rettete es, danach war klar: er bleibt bei mir. Sicher habe ich versucht, die beiden Söhne noch an den Mann zu bringen, aber es sollte nicht sein. Sie gehör(t)en zu mir, wie ich zu ihnen.
Azrael erklärte auf mein Unverständnis über dieses Verhalten, daß es Wesen gibt die sich an der Qual anderer laben, dann gibt es noch die, die eine solche Verbindung zwischen Wesen verabscheuen und jene, die sie richtig hassen, weil sie diese Art der Verbindung nicht kennen. Er nannte mir ein Beispiel: mich selbst. Er sagte, ich sei in meinem Leben nie wirklich beschützt worden und auch nie so etwas erfahren, dennoch hat sich zwischen meinen Geschwistern – ganz besonders mit Jesse – ein Band, eine Verbundenheit entwickelt, die tiefer geht als jede Form der Liebe. Da ich nicht lieben kann oder Liebe nicht kenne, ist diese Verbindung zwischen ihnen und mir etwas, das so manch einen … dazu ermutigt sich dazu auszulassen.
Jesse legte ich kurz auf ihrem vergraulten Lieblingsplatz hinter mir ab. Ich nahm den Adressanhänger samt Glocke und befestigte ihn an meiner Kette. Somit sind es jetzt vier. Keine Trophäen, sondern Erinnerung, Erinnerung da dran, was ich hatte und verloren habe.
Dann legte ich sie wieder auf das Sofa. Ich gab ihr weitere Gaben. Zwei Beutel ihrer Lieblingssorten, keine Nierendiät, normales Futter. Auf einem Küchentuch legte ich etwa einen Esslöffel von Cosma Natural Thunfisch mit Shrimps. Ganz zum Schluß befestigte ich den Brief für sie (und andere als Warnung) und legte ein Amulett des Schutzes dazu. Mich hat es nicht beschützt, vielleicht beschützt es ja sie. Ich machte ein paar Fotos, und deckte sie langsam mit den Ärmeln zu. Ich holte die Orange Fleecedecke aus ihrem Langhaus und legte sie erst noch daneben. Langsam und immer wieder in Tränen über ihre Hülle ausbrechend machte ich weiter. Ihr Körper war mittlerweile kalt und steif. Ich war froh, daß ich die Ratte zuerst zu ihr gelegt hatte und sie mit einer Pfote festhalten ließ. Die Pfote, war nicht mehr zu bewegen. Ich hätte sie brechen müssen um sie noch bewegen zu können. Ich setzte mich zu ihr und streichelte ihren Körper. Ich wollte mich an ihr Fell erinnern, da dran, wie weich und seidig es sich angefühlt hatte – vergeblich. Die Erinnerung da dran, ist schon längst verblaßt. Ich strich ihr über das Nasenbein, kraulte ihren Kopf und den Nacken. Dann fiel mir noch etwas ein: ich wollte sie noch bürsten. Noch ein einziges Mal. Dann deckte ich sie endgültig zu. Ich entschuldigte mich und erklärte ihr, daß ich noch ein Foto mit ihrem … Etwas das sagte, daß ihre Hülle gestorben war. Ein In-Memory- Foto. Es dauerte eine Weile, doch ich schaffte es, das geeignete Foto zu finden und so halbwegs ohne Weinkrämpfe da dran zu arbeiten & es zu posten, danach setzte ich mich wieder zu ihr. Es wurde eine sehr lange Nacht. Gegen 5 oder 6 Uhr früh legte ich Jesse, die nun auf ihrer Decke lag, auf ihren Lieblingsplatz hinter mir. Ich streckte meinen rechten Haus und legte ihn auf ihren Körper. Ich wachte und beschützte ihre Hülle im Tod, wie auch im Leben. Ihre Ärztin kam so 10 nach 8, glaube ich. Sie kam in die Wohnung und sah mich an, genauer an. Ich hatte meinen Arm wieder schützend über ihre Hülle gelegt. Ihre Ärztin schlug ein wenig den Pullover zurück. „Wann ist das denn passiert?“ Ich zeigte ihr, was ich schon vorgeschrieben hatte, auch, daß ich mir die Schuld gab. Ihre Ärztin negierte meine Worte. Sie sagte, daß das das Beste war, was hätte passieren können, daß Jesse habe in meinem Arm sterben wollen und mich keine Schuld trifft, weil ich versucht habe ihr Nahrung mit der Spritze zuzuführen. Jesse hätte ohnehin sterben sollen. Ja, da dran dachte ich auch, als ich auf dem Sofa neben ihrer Hülle saß und fragte mich, wieso ich eigentlich versucht habe, ihre Hülle wiederzubeleben, wenn sie doch heute (Montag) ohnehin hätte sterben sollen, wo ich eigentlich etwas gegen hatte. Ich hatte Zweifel und ich war nicht bereit einfach aufzugeben, daß gleiche bat auch Jesse, das sie sich nicht aufgibt. In der Praxis hatte ich ihr gesagt, daß sie loslassen soll, wenn sie kann, und es in Ordnung sei … Das hat sie. Sie war bei mir, sie starb in meinem Arm und ließ mich alleine zurück. Ich bin die, die zurück geblieben ist. Ja, ich weiß, sie wollte nicht gehen, sie wollte bei mir bleiben, doch ihr Körper war nicht mehr dazu in der Lage. Anstelle friedlich einzuschlafen … Ich wollte für Jesse einen anderen Tod, einen sehr viel friedvolleren, qualfreien. Schmerz ist ein ständiger Begleiter meines Lebens.
Ihre Ärztin redete noch weiter mit mir. Doch … diese Zweifel … ich hätte sie gebeten haben wollen, daß sie Jesse und mich zu einer der beiden Kliniken fährt und Jesse noch einmal komplett durchgecheckt wird: Zähne etc.. Die Zähne von ihr hatten bei mir die letzten Wochen immer die Nackenhaare zu Berge stehen lassen. So wie sich das anhörte mußte das weh getan haben: Knochen auf Knochen. Vielleicht war nicht nur diese Entzündung, vielleicht lag es an den Zähnen. Eine Antwort da drauf werde ich nicht mehr erhalten und auch keine Chance sie, ihre Hülle doch noch zu retten. Ich hatte Freitag und Samstag Zeit genug gehabt um recherchieren und meinen Geleitbrief für Jesse zu schreiben, auch den hatte jeder meiner kleinen Brüder erhalten, nur bei Jesse fielen nicht nur die Gaben unweit mehr aus, sondern auch das Geleitschreiben fiel sehr viel länger aus.
Ihre Ärztin nahm Jesses Hülle mit. Es hatte sich nicht leer angefühlt, wie bei meinen Brüdern, sondern warm und ich wußte, das Jesse noch bei mir ist. Azrael ließ mich alleine da drauf kommen, wieso. Er hatte unsere Männer bereits in mein Haus gebracht, ich glaube am Freitag hatte ich ihn da drum gebeten. Er entsprach dieser Bitte. Teiron und Mik sind sowieso viel zu oft hier. Eine Woche vor dem erneuten Drama in meinem Leben, tauchten jedoch alle 3 auf und sprachen mit mir. Leider, habe ich kurz da drauf vergessen um was es gegangen war. Doch ich vermute sehr stark, daß es genau um dieses letzte Drama in meinem Leben gegangen ist.
Bevor die Ärztin mit Jesses Hülle ging, schlug ich noch einmal einen Ärmel zurück und strich ihr über das Fell. Kurz nach dem die Ärztin mit ihr gegangen war, brach mein Körper wieder unter mir weg und ich klagte erneut meinen Schmerz. Ich hatte ihr mitgeteilt, daß ich 2 Zähne von ihr haben will und, das Anubis sich bei ihr melden würde. Ich hatte ihr einen Zettel mit allem gegeben, was ich in deren Katalog für Jesse heraus gefunden hatte. Die Urne und Kleinigkeiten wie Goldrand, Gravur und Einschubbild. Die mit der ich mich dann über den langjährigen Freund austauschte, der meine Mail weiterleitete, weil meine ständig dazu neigt in dem Spam-Ordner zu landen, regelte alles weitere mit mir. Klärte ab und holte sogar Jesse's Hülle bei ihrer Ärztin am Abend ab. Gestern wurde sie in das Krematorium überführt und ist nächste Woche zurück. Wieso ich 2 Zähne haben will? Weil das mehr ist, als ich von unseren Männern habe: Adressanhänger.
Irgendwann schaffte ich es dann endlich; nach dem ich Besuch von den schon erwähnten Cops hatte – die mir von einer Traueräh .. erzählten die ich in der Wache aufsuchen könne. Bisher dachte ich, daß das nur Opfern zustände, aber mit den Cops in dieser Stadt habe ich bisher keine schlechte Erfahrung gemacht – ganz im Gegenteil; endlich mal den Drucker zu installieren und die Collage einzuscannen. Da brauchte ich 3 Versuche, bis sie endlich mal richtig eingescannt worden ist.
Die Cops waren nett, aber jemand anderes muß sich wohl noch einmal meine Worte genau durchlesen: ICH tue diesem Körper rein gar nichts an! Weder lege ich Hand an ihn um ihn zu töten, noch werfe ich ihn vor einem Zug, Bus oder was es da noch so alles gibt! Es gibt keine Medikamentenüberdosis.
Ich erfülle nur mein Versprechen, welches ich Tarzan 2009 gegeben habe: Sollte es bis zu Jesses körperlichen Ableben keinen geben, der mir genauso wichtig ist, wie die 4 es sind, dann wird dieser Körper Jesse nicht lange überleben!
Ich werde mein Wort halten, doch mache ich da drauf aufmerksam, daß es für mich keinen „Giftcocktail“, kein Messer/Klinge oder wie auch immer, keinen Zug, Bus etc. etc braucht. ICH ALLEINE reiche vollkommen aus. ICH und mein WILLE! Dagegen kann kein Arzt – und sei er noch so gut ausgebildet – irgend etwas tun, kein Medikament, keine Fessel, keine Psychiatrie etc. wird da dran irgend etwas ändern oder es gar verhindern können! Keiner kann gegen etwas an, was er nicht sieht, es sei denn, er ist wie meine kleine Schwester, ich und ein paar andere Befähigte dazu in der Lage, aber selbst wir können nichts gegen den Willen eines anderen machen, der seine Energie gegen seinen Körper richtet. Mittlerweile ist es sogar bekannt, das der eigene Wille den Körper töten kann. Ich weiß es, weil ich es schon einmal unbeabsichtigt getan habe: am 16. Februar 1998 starb mein Körper. Um 11:26 Uhr kehrte ich zurück und sah auf die Uhr. Von daher, war es ziemlich dumm Cops einzuschalten. Ich mußte es sogar ein minimalen Augenblick belächeln – auf eine herablassende Art. Sie hat rein gar nichts verstanden. Sie weiß eindeutig nicht, was eine Magierin ist und wozu sie im Stande ist, und alle anderen Magier etc.
Es braucht nicht immer irgendwelchen äußeren Mist, man braucht nur sich selbst. Ich lasse diesen Körper nicht aus einem Fenster springen, lege keinen Hand an ihn etc, sondern handle umsichtig und beschütze ihn, bis ich meine Verpflichtungen erfüllt habe. Mehr werde ich dazu nicht schreiben!
Na ja doch: BeWo und gesetzliche Betreuerin sind davon ebenfalls in Kenntnis gesetzt. Sicher ihr seid in „Sorge“, aber bis ich meine Verpflichtungen erfüllt habe, ist noch einiges an Zeit. Die sind jedenfalls noch nicht in Panik ausgebrochen und haben mir jemanden vorbei geschickt. Wie geschrieben: ich werde weiterhin umsichtig handeln, meinen Körper beschützen, denn ich habe selber kein Interesse vor Ablauf der gesetzten und eingeleiteten Frist ohne Körper hier herum zu laufen, oder das ihm sonst irgend etwas passiert. Das habe ich bisher auch nicht. Nach Teirons Tod, ja, da hatte ich mal so eine komische MENTALE Anwandlung und ein Teil von mir sprang aus dem Fenster … das war sehr … strange und nichts, was ich wirklich haben muß. Danach saß ich ein wenig verwirrt an meinem Schreibtisch und habe mich gefragt, was DAS nun bitte war.
Ja, es brennt, es zerreißt mich innerlich, etwas sehr, sehr feines schneidet in mein Herz, aber Selbstmord kommt mir noch nicht einmal im Ansatz in den Sinn oder gar in Versuchung, oder wie auch immer. So einfach kann und werde ich es mir nicht machen. Bis zu dem Ende des Countdowns, werde ich weiter machen, nicht aufgeben und kämpfen, nachdem Ablauf könnt ihr mich alle mal da, wo ihr ohnehin nicht dran kommt. Ich bin lieber bei meiner Familie, als mich noch weiter mit diesen Monstern hier einzulassen und will ein KEIN Teil einer solchen Gesellschaft sein, die sich derart beschissen gegenüber diesem einst so wunderschönen Planeten verhält! Und dann, wird mich keiner mehr dazu Überreden können, hier her zurückzukehren und noch einmal zu verkörpern. Ich habe genug von dieser „Gesellschaft“ aus Monstern und Bestien!

Danach ging ich den Körper duschen. Ich fühlte mich elend und schwach. Mein Körper war mir sehr oft weggebrochen, deswegen fragte ich mich ob das mit dem Duschen eine so gute Idee war und „hoffte“ (was ich nie wieder tun werde, bittere Lektion gelernt!), daß mein Körper unter der Dusche nicht schlapp macht und wegbricht oder sonst irgend etwas geschieht.
Nach dem der Körper mit einem sehr schweren Herzen geduscht war, setzte ich mich dran, die Mail samt Collage zu versenden. Inklusive der Frage, ob die Urne versiegelt ist, oder ich mich mit Sekundenkleber da drum kümmern muß. „Die Asche die da auf dem Boden lag habe ich eben weggesaugt.“ Asche? Welche … AAAAAAHHHHHHHHHHHH NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!
Ich kenne mich da recht gut: ich würde nicht nur den Beutel auseinander nehmen, sondern auch den Sauger der es gewagt hat, den letzten Rest von Jesse's Hülle zu stehlen.
Ich erhielt als Antwort, daß sie die Urne versiegeln würde.

Ihr Glöckchen, daß jetzt ich trage, hat mich am Montag Abend oder eher Dienstag früh, fast wahnsinnig gemacht. Das Glöckchen bei mir war still, aber dafür klingelte es woanders. Ja, ich weiß sie ist noch hier, sie hat meine Stärke erhalten und ich ihre Schwäche, dennoch muß ich sie in unser Haus bringen. Diese Krankheit (was auch immer das nun war) hat auch an ihr gezehrt und ich bin für meine Geschwister – meine Familie! – verantwortlich. Ob sie dort Katze bleiben will oder eine andere Form annehmen will, bleibt ihr genauso überlassen, wie unseren Männern. Tarzan begnügt sich mit einem Aufenthalt in unserem Haus, während Teiron und Mik hier herumtoben. Der reinste Chaotenclub. Doch Jesse macht mir Sorgen. Sie will so sehr bei mir bleiben, das sie die Gefahr für sich nicht sieht. Ich werde wohl einige viele Nächte dort bei ihr verbringen, damit sie auch dort bleibt und sich erholen kann. Sie will nicht deswegen bei mir bleiben um zu verhindern, daß ich mein Versprechen erfülle. Sie will bleiben, weil sie mich liebt – glaube ich. Sie hat mir vertraut, bis zum Schluß hat sie mir vertraut und ich glaubte … Egal. Jesse ist noch hier bei mir und ich muß sie in unser Haus bringen und sie überzeugen da zu bleiben – vorerst. Ich werde jede Schlafphase bei ihnen sein., damit sie auch da bleibt.

Ich darf nur nicht da dran denken, was Jesse jetzt gerade tun würde … wo sie jetzt wäre … Das ist alles nicht einfach für mich. Teirons körperliches Ableben hat mich schon richtig fertig gemacht, aber Jesses trifft mich um Längen härter, denn das, was da zwischen uns entstanden war/ist … das kann ich nicht beschreiben oder auch nur im Ansatz erklären.
Ich erinner mich gerade noch da dran, das Jesse eine Weile keinen Namen hatte. Damals war ich ein wenig überfordert und hatte keine Ahnung von Geschlechterunterscheidung. Das lernte ich erst noch. Da ich nicht wußte, was sie war, und sie mir ihren Namen nicht nennen wollte (den erfuhr ich erst einige Zeit nach dem KH, da saß sie neben mir und putzte sich, sah mich an und ich hatte einen Namen im Kopf, ihren Namen), wählte ich einen geschlechtsneutralen Namen, den sowohl Männer, als auch Frauen tragen konnten. Aber welcher kam in Frage? Ich erinnerte mich an die Amis und deren Namen und das ein Namen sowohl Männer als auch Frauen trugen: Jesse! Also wählte ich Jesse und sprach sie damit an. Sie reagierte auf diesen Namen sofort. Ich begriff erst im Nachhinein, das sie wollte, daß ich ihr einen Namen gebe. Als ich es tat, freute sie sich und nahm ihn ohne irgendwelche Konditionierungen an. Nur bei den diversen Pfiffen mußte ich etwas nachhelfen. Jeder hatte seinen eigenen Ruf, aber als wir noch zu Fünft waren, war es egal, welchen von ihnen ich rief, sie kamen alle! Das war dann wieder kontraproduktiv. Aber bei Jesse war es von Anfang an so, das sie sich nicht an meinem Essen bediente, Mik und Tarz ebensowenig, nur bei Teiron mußte ich aufpassen. Gab es Geflügel und ich mußte wohin, mußte ich das Essen erst in Sicherheit bringen. Sie waren alle auch nie auf die Küchenzeile oder den Herd gesprungen. Irgendwie … Ich habe tolle Geschwister. Jeder von ihnen ist etwas Besonderes, jeder auf seine/ihre Art.
Das Bad … war Lieblingsplatz von allen, im Sommer wie im Winter. Jesse hatte sich immer mehr in das Bad zurück gezogen. 2009 war das Bad Quarantäne für Mik, der einen Katheter trug. 2020 Rückzugsort für Jesse. Dort war sie näher an der Heizung. War ich länger im Bad und reinigte den Körper nicht, kam sie nachsehen. So viel, in so kurzer Zeit und da ist immer noch so viel. Aber, ich weiß jetzt, daß mein Körper es nicht löschen wird. Diese Erinnerungen bleiben – für immer. Ich kann mich vielleicht nicht mehr erinnern, wie sie sich anfühlte – ihr Fell, aber da dran, was für eine tolle kleine Schwester sie ist und immer sein wird!

Es ist verdammt hart, als einziger zurückzubleiben. So fühlt es sich also an, wenn man als einziger zurück geblieben ist. Nicht toll. Etwas Essen? Es kommt mir falsch und wie ein Verbrechen vor. BeWo sagte, daß ich dafür viel trinken solle. Mir ist aber selbst danach nicht. Wäre ich so schräg drauf, hätte ich meinen Körper am Montag volllaufen lassen, da er seit 24 Stunden keine Medikamente erhalten hatte. Ich hatte einfach nicht den Kopf dafür. Ich muß mich jetzt regelrecht dazu zwingen. Hätte ich den Körper abgefüllt, wäre das Erwachen nur um einiges heftiger und noch schmerzhafter gewesen, als es das schon so ist. In einem solchen Zustand, sollte man auch kein Alkohol trinken, das ist einfach nicht richtig. Was die Iren anders sehen könnten (sind doch die Iren die Totenwache halten?). Ja, Totenwache habe ich auch gehalten, nur nüchtern ohne etwas zu trinken. Vielleicht einen Schluck Wasser oder später, früh Kaffee. Aber mehr auch nicht. In der ganzen Zeit mußte mein Körper nur 3x auf das WC. Es ging auch mal nicht in die Hose.
Wie es jetzt mit mir weiter geht, weiß ich nicht. Meine Geschwister haben mir Struktur gegeben: aufstehen, Katzen WC's sauber machen, Wasserschalen alle 4 Tage neu, Futterball (nur Jesse) neu auffüllen, frisches Futter hinstellen, danach meine körperliche Versorgung Tee/Kaffee machen. All das, fällt jetzt weg. Das Wachwerden und Aufstehen fällt schwer. Eigentlich, mag ich den Körper auch nicht mehr hinlegen. Ohne Jesse ist das Bett alles andere als willkommen.
Ich weiß im Moment nur, daß ich einige „Rituale“ beibehalten werde: jeden Tag werde ich etwas frisches Futter in einem Schälchen hinstellen und alle 4 Tage das Wasser wechseln. Die beiden Katzen WC's werde ich NICHT anrühren. Das wird noch eine lange Zeit dauern, bis ich mich da dran begebe. Auch das Bettdeckenzelt rühre ich nicht an. Es riecht sehr nach ihr. Ich will diesen Geruch solange wie nur irgend möglich … riechen können. Bei einem Hemd, das bei einem Tod von den 3en beteiligt war (Mik glaube ich) hat es bis irgendwann letztes Jahr gedauert, bis ich es wusch. Also kann man sich so in etwa vorstellen, wie lange das mit dem Zelt dauern wird. Wenn ich auch nur da dran denke, es abzubauen, brennt mein Herz und ich weiß, es ist falsch. Das ist alles was ich derzeit noch von Jesse habe. Bis auf das Erdmännchen, daß habe ich da wieder rein gestopft. Es soll den Geruch so intensiv wie nur möglich aufnehmen.
Ich werde sehen, wie es weiter geht, eine neue Fellnase wird es von mir aus nicht in meinem Leben geben. Ich kann das nicht mehr. Da ich mit meinen Geschwistern verbunden bin, trifft es mich um so härter, wenn sie gehen und ihre Hüllen zurück lassen.
Mittlerweile weiß ich auch, wieso alle Wesen um ihr Partner/Gefährten etc. trauern, auch wenn ich weiß, daß es nur den Körper betrifft, nicht die Seele selbst, die in diesem Körper wohnt. Es hilft nur nicht viel. Zwischen den Wesen entstand ein Band, eine tiefe Verbindung zueinander, wenn einer von ihnen stirbt, bleibt der andere zurück, doch ein Teil einem selbst, geht immer mit. Da ist kein Wesen eine Ausnahme, auch ich nicht.
Sie waren/sind mir alle so nah, das Band, die Verbindung zu ihnen so stark so … so viel mehr …, daß es weh tut, wenn sie nicht mehr hier sind. Ich kann sie nicht mehr berühren, sie nur Schemenhaft sehen … alles ist einfach anders und manchmal quält es mich einfach nur, weil ich so vielen Einschränkungen in diesem … schwachen Körper unterworfen bin. Wie viel wäre anders gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich hätte Jesse's Hülle retten und heilen können, Mik, Teiron und Tarzan ebenfalls. Es wird immer weh tun, mal mehr, mal weniger, doch immer … wird es … schneiden, wie eine sehr, sehr feine Klinge … und mein Herz wird (aus)bluten. Irgendwie … fühle ich mich nur noch gebrochen, zerbrochen.



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